Rezension

Idyllische Heide – von wegen: Aber schnuckige Heide mit Mord !

Mord mit Schnucke - Brigitte Kanitz

Mord mit Schnucke
von Brigitte Kanitz

Bewertet mit 4 Sternen

Strafversetzt muss Hanna Petersen rasch feststellen, dass sich längst nicht jeder in Haselönne in der Lüneburger Heide über die neue Kommissarin freut...

Das ist nicht nur ein kultureller Schock nach langen Jahren in Hamburg, auch das Umfeld reagiert nicht gerade begeistert auf sie, vorsichtig ausgedrückt: die Einwohner möchten teilweise lieber den toten Vorgänger wieder haben, der schon mal fünfe gerade sein ließ, ihrem Untergebenem Westermann hat man anscheinend vergessen zu erklären, dass sie der Chef ist und der ortsansässige Graf, dem fast die ganze Ortschaft mit Umland gehört und der sich gebährdet wie der ungekrönte König dort, nennt sie abfällig „die Politesse“. Er ist es auch, der den Tod des Bankers Hansen mal eben zum Unfall erklärt. Unfall mit Schusswunde ? Beim Jagen passiert ja so Einiges, aber Hanna glaubt nicht an einen Jagdunfall und lässt sich nicht beirren.

Ihre seltene Gabe, dass sie bei Hautkontakt/Berührung spüren kann, ob jemand ein dunkles Geheimnis hat, ist dabei natürlich auch sehr von Vorteil...

Haselönne hat allerdings noch Positives zu bieten:

Der örtliche Tierarzt Johann Johannsen, genannt Jo, allerdings lässt ihre Hormone tanzen und ihr Kollege Westermann ist optisch auch nicht ohne...

Ihre ältere Vermieterin Luise schwört, dass mit ihrem selbstgebrautem Wacholderschnaps einfach alles aus der Welt geschafft werden kann und steht Hanna mit Rat und Tat zur Seite.

Hanna ist eine sehr sympathische, eher untypische und warmherzige Protagonistin. Kein Typ Tussi-Weibchen, eher wirklich tough und durchsetzungsstark, aber dennoch auch nicht unempfänglich für männliche Reize. Gerade in Haselönne muss sie auch ihren Mann stehen, bei all der Feindseligkeit und Schweigsamkeit, die ihr entgegenschlägt...

Ich musste so lachen, als ich gelesen habe, dass sie sogar ihrem Navi einen Namen gibt: Hansdieter, herrlich ! DAS genau trifft zwar nicht auf mich zu, aber ich habe mich in vielen anderen Dingen in ihr wiedererkannt und da machte das Buch dann gleich nochmal soviel Spass.

Brigitte Kaunitz schreibt nicht nur spannend und sehr unterhaltsam, sondern macht einem auch richtig Lust auf eine Reise in die Lüneburger Heide → Heidschnucken streicheln ! Sie beschreibt Land und Leute so authentisch und anschaulich, dass man sich glatt selbst dort wähnt – dass die Autorin selbst eine Beziehung zur Lüneburger Heide hat, kann man regelrecht spüren, das hat mir gut gefallen.

Ich hatte viel Spass gehabt beim Schlagabtausch zwischen Westermann und Hanna und auch sonst hat das Buch viel Humor, aber auch viel Spannendes zu bieten; eine wirklich gelungene Mischung, die mich sehr gut unterhalten hat.

Ich hatte vor diesem Buch schon „Immer Ärger mit Opa” und “Oma packt aus” gelesen, die mir auch beide gefielen und ich freue mich schon auf weitere Bücher der Autorin.

Mein Fazit

Genauso muss ein Buch sein, in das man eintauchen und den Alltag mal für eine Weile vergessen kann ! Eines, das man in keine Genre-Schublade packen kann, weil es gleichzeitig spannend und so herrlich schräg ist.