Rezension

Im Auge des Hurrikans

Todesspiel. Die Nordseite des Herzens -

Todesspiel. Die Nordseite des Herzens
von Dolores Redondo

Bewertet mit 3 Sternen

In Dolores Redondos neuem Roman “Todesspiel“ nimmt die spanische Ermittlerin Amaia Salazar im Rahmen eines Austauschprogramms an Seminaren in der FBI-Zentrale in Quantico teil. Die Teilnehmer haben die Aufgabe das Profil eines Serienkillers zu erstellen, der immer wieder während Naturkatastrophen ganze Familien ermordet. Dupree, der Leiter der Gruppe, nimmt sie in sein Team auf. Aufgrund ihrer traumatischen Kindheitserfahrungen hat sie ein besonderes Gespür für Täter. Seit ihrer Geburt trachtet ihr ihre psychische kranke Mutter nach dem Leben. Nach einer letzten, fast tödlichen Attacke wächst sie bei ihrer Tante Engrasi auf. Ständig wiederkehrende Albträume beweisen, dass sie die Traumata nicht überwunden hat.

Die Ermittler finden heraus, dass der unbekannte Mörder 18 Jahre zuvor seine Familie umgebracht hat und dann spurlos verschwand. In den letzten 8 Monaten sind mehrere Familien – Eltern, drei Kinder und die Großmutter – nach dem gleichen Muster ermordet worden, immer im Zusammenhang mit einer Naturkatastrophe. Die Leichen liegen nebeneinander nach Norden ausgerichtet, und am völlig verwüsteten Tatort findet sich eine Geige. Das FBI kann den Fall schließlich auf Grund von Amaias Hinweisen lösen.

Im Zuge der Ermittlungen kommen auch andere ungelöste Verbrechen zur Sprache, hinter denen ein dämonischer Täter namens Samedi steckt. Dupree wurde 10 Jahre zuvor von seinen Vorgesetzten daran gehindert, den Fall abzuschließen und sucht noch immer ohne offizielle Erlaubnis nach dem Täter.

Der mit 624 Seiten sehr umfangreiche Roman ist nicht frei von Längen, punktet aber andererseits mit eindrucksvollen Beschreibungen von Hurrikan Katrina, der im August 2005 New Orleans und die ganze Region verwüstete und zahlreiche Menschenleben forderte. Sie schildert das Ausmaß der Zerstörungen sowie die materiellen und psychischen Auswirkungen auf die Menschen, die alles verloren und sich in Chaos und gefährlicher Anarchie wiederfanden. Amaia als Protagonistin hat mir gut gefallen, während wir über Aloisius Dupree nicht viel erfahren. Ich hatte das Gefühl, dass „Todesspiel“ nicht nur in personeller und inhaltlicher Beziehung zu der Baztan-Trilogie steht, sondern dass Redondo eine Fortsetzung mit Dupree plant. Es ist etwas gewöhnungsbedürftig, dass Mythen und Legenden, Dämonen und Geister sowie Voodoo eine so zentrale Rolle spielen. Dennoch ist es ein durchaus lohnendes Buch.