Rezension

Im Bier wie im Tod sind in Bayern alle gleich.

Der falsche Preuße -

Der falsche Preuße
von Uta Seeburg

Bewertet mit 5 Sternen

Komplott gegen Preussen. 1894: Der preußische Offizier Wilhelm von Gryszinski soll als Sonderermittler den Mitarbeitern der Münchner Polizei die neuesten kriminalistischen Ermittlungsmethoden näherbringen. Die Spuren an einer Leiche am Ufer der Isar führen ihn zu einem preußischen Landsmann. Doch schon bald geht es nicht mehr um Mord, sondern um Hochverrat an Gryszinskis geliebtem Vaterland. Das ungewöhnlich gute Wetter im Jahr 1894 hatte die Kriminalität in München jäh ansteigen lassen. All die Wirtshausschlägereien, Streitereien mit den Fremden, die in die sonnige Stadt strömten, und die nie enden wollenden Eifersuchtsdramen heißer Sommernächte fanden ihren Höhepunkt natürlich im jährlichen Oktoberfest, und Hauptmann Wilhelm Freiherr von Gryszinski war heilfroh, dass diese bierselige Vorhölle am gestrigen Tag zu einem Ende gekommen war. Er freute er sich auf einen ruhigen Herbsttag, der ihn eben mit einem freundlichen Morgenlicht empfing. Er war früh dran, als er aus dem großen Mietshaus im Lehel auf die Straße trat, und beschloss daher, sich auf dem Weg zur Arbeit einen Umweg zu gönnen. Der preußische Offizier Wilhelm von Gryszinski hat vor Kurzem seinen Posten als Sonderermittler in der Hauptstadt Bayerns angetreten. Er soll den Polizeibeamten die wegweisenden Erkenntnisse der Kriminalistik näherbringen. Denn das neue Jahrhundert ist nicht mehr weit und bietet schon jetzt Errungenschaften wie den Fingerabdruck oder die Spurensicherung am Tatort. Gryszinskis erster Fall: eine Leiche am Ufer der Isar, eingehüllt in einen kostbaren Federumhang. Daneben findet sich der Abdruck eines Elefantenfußes. Die Spur führt ihn zum preußischen Landsmann Eduard Lemke, einem Emporkömmling, der es auf verschlungenen Wegen zu sagenhaftem Reichtum gebracht hat und nun in einer Villa in Bogenhausen residiert. Also, machte sich Kommandant Gryszinski, der unbestechliche Hüter der Wahrheit, auf den Weg nach Bogenhausen. Bald schon entwickelt sich Lemke zu Gryszinskis ärgstem Widersacher. Denn längst geht es nicht mehr nur um Mord, sondern um Hochverrat - und das ausgerechnet an seinem geliebten Heimatland Preußen. Mit historischen Details, viel Witz und Lust am Erzählen entwirft die Autorin ein wunderbares Bild der bayrischen Hauptstadt und ihrer Bürger im auslaufenden 19. Jahrhundert in diesem faszinierenden Kriminalroman! Ein Kriminalfall und ein tolles Setting überzeugen in diesem Buch den Leser. Sehr gut historisch recherchiert, packend bis zur letzten Seit und interessant bei seinen Charakteren. Sympathischer Held und ein echtes Lesevergnügen! Man schließt ihn sofort in sein Herz! Und auf den Lauf der Geschichte ist man so wenig gefasst...Ein charmant-schräger Roman, dessen Protagonist einem ans Herz wächst! Nachdem ich diesen Krimi eigentlich gar nicht lesen wollte, bin ich wirklich froh, doch danach gegriffen zu haben! Ich würde behaupten, dass in diesem Roman für jeden etwas dabei ist.