Rezension

Im Dickicht des Waldes (In the woods - in engl. Originalversion)....

Grabesgrün - Tana French

Grabesgrün
von Tana French

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ich habe nach "Geheimer Ort" nun das Début "Grabesgrün" -( oder in engl. Originaltitel "In the woods" , was mir hier treffender erscheint) von Tana French gelesen und bin damit zum Fan der Autorin "mutiert" ;-) Mir hat dieser erste Kriminalroman eindeutig besser gefallen als der 5. Das Cover der Erstauflage gefiel mir bereits, das "neue Gewand" der Neuauflage ist aber auch sehr überzeugend und gut gewählt. Besonders die Buchqualität bei Fischer TB muss ich lobend erwähnen (kaum Rillen nach dem Lesen).
Inhalt/Buchrücken:
"Wer bringt ein kleines Mädchen um und bahrt es auf dem Opferaltar einer Ausgrabungsstätte auf? Jede Spur, die die zwei jungen Dubliner Ermittler Rob und Cassie verfolgen, führt sie nur tiefer ins Dickicht (des angrenzenden Waldes). Und keiner darf mehr erfahren, was Rob Ryan selbst vor vielen Jahren (1984) Furchtbares erlebt hat - im Wald bei jener archäologischen Fundstätte".
Meine Meinung:
Eine wirklich außergewöhnliche, sehr spezifische Art, Kriminalromane zu schreiben, sind der Autorin zu eigen; das Buch ist flüssig zu lesen, der Spannungsbogen führt durch die ganzen fast 700 Seiten (!!!) - dies alles schon einzigartig - und ist dennoch irgendwie "filigran", sehr detailreich und hat Tiefe: Zuweilen salopp im Jargon der Dialoge, wenn Rob und Cassie über "ihren Fall" diskutieren - und sich langsam großes Vertrauen zwischen den Ermittlern aufbaut; auch in "privaterer Runde" der Ermittlungsarbeit, die sich als äußerst schwierig entpuppt.- Jeder steht unter Erfolgsdruck , aber die Ermittler kooperieren während gemeinsamer " Kochabende" bei Rob, Cassie und später noch Sam  und kommen ihrem Ziel, den Fall zu lösen und sich selbst immer näher. Cassie ist mit einem Profiler zu vergleichen und hat nicht nur ein Psychologiestudium, sondern auch weibliche Intuition als "Waffen" einzusetzen, sie ist eine äußerst sympathische Figur, ebenso wie Rob : Einiges muss verborgen bleiben, da ihnen der Fall sonst entzogen wird: Hintergrund  ist Rob und seine "Vorgeschichte" - präzise und taktisch sowie timingmäßig sehr klug führt French den Leser zurück in dessen Vergangenheit bis ins Jahr 1984.... und man stellt sich die Frage, was damals passierte und ob eine Verbindung zum aktuellen Fall besteht. Wie in "Geheimer Ort" ist auch hier zuweilen eine Prise irische Mystik herauszulesen, die ich wohlplatziert fand und zu dem excellenten, außergewöhnlichen und zuweilen poetischen Stil von Tana French passt.
Mehr verrate ich an dieser Stelle nicht, da es sich um einen Krimi handelt, also: Selber lesen!
Fazit:
Tana French beherrscht das Genre und nimmt den Leser mit, der ihr folgen möchte, auf eine psychologisch spannende Kriminalreise in die Wälder Irlands; die Handlung ist atmosphärisch dicht und bildreich in außergewöhnlichen, schönen und interessanten Schreibstil nachvollziehbar aufgezeigt - und was den Bau der Schnellstraße betrifft (und die damit verbundenen Grundstücksspekulationen in Irland) auch real und sozialkritisch, was mir ebenfalls (wenn auch am Rande) sehr gut gefiel. Kein vorhersehbarer, aber ein außergewöhnlich guter Krimi, der Freude machte, ihn zu lesen und daher 4,5 Sterne und 92 ° auf der KC von mir erhält.