Rezension

Im Gegensatz zum Auftakt ein überragendes Finale

Liberty 9 - Todeszone - Rainer M. Schröder

Liberty 9 - Todeszone
von Rainer M. Schröder

vvGerade die Leser, die den ersten Teil nicht genießen konnten, sollten sich hier ranwagen und dem Buch eine zweite Chance geben einen zu überzeugen. Aber auch alle anderen Science-Fiction begeisterten, die gerne ein vielfältiges Buch mit einer guten Grundidee lesen, sollten hier zuschlagen.

Obwohl ich zu Beginn einige Startprobleme hatte, da der Autor seine Geschichte zu einen späteren Zeitpunkt beginnen ließ, als sie im letzten Teil aufgehört hat. So fand ich erst sehr langsam in Story und musste erst einige Seiten hinter mir lassen und einen Zusammenhang zum letzten Teil zu finden. Nachdem ich den Faden aber wieder aufnehmen konnte, als der Autor doch kurz als Erinnerung die Charaktere angeschnitten hat, hat mich die Geschichte für sich gefangen, vor allem da der Autor eine ganz neue Perspektive eingebaut hat, obwohl ich zunächst etwas stutzig war. Aber auch der Schreibstil hat mir in diesem Band um einiges besser gefallen, denn der Autor verzichtete oft auf seine langatmigen Beschreibungen, die den ersten Teil geprägt haben. Trotzdem war es zu später Stunde oft schwer der Geschichte laufend zu folgen.
Und auch die neuen Fäden der Geschichte, die der Autor gesponnen hat um der Geschichte einen gewissen Sinn zu verleihen und auch die Bezüge auf aktuelle Dinge wie Religionen und die Golden Gate Bridge waren ganz nach meinem Geschmack.
Dazu hat der Autor auch einige Schockmomente und Wendungen eingebaut, um die Spannung ein wenig zu steigern.
Und auch die Charaktere in diesem Band waren wieder sehr authentisch und interessant gehalten, so dass ich wirklich Freude daran hatte, ihre Gefühle nachzuempfinden und mit ihnen diese Zeit zu überstehen, vor allem da die Handlungen und die Veränderungen der Charaktere die Story gut ergänzt haben. Denn man hat von jedem wichtigen Charakter ein wenig erfahren, ohne das sie das Wichtigste in der Geschichte waren.
Besonders gefallen haben mir aber nicht die Bewohner von Liberty 9, die mir doch in gewissermaßen am Herzen lagen, sondern die Menschen außerhalb der Mauer. Vor allem war die Vielfalt, die der Autor versucht hat zu beschreiben total faszinierend. So lernte man in regelmäßigen Abständen neue Gruppierungen kennen, die sehr genau beschrieben worden sind.
Auch der Gesamtzusammenhang war in diesem Buch sehr gut durchdacht, obwohl ich mir gewünscht hätte, der Autor hätte seinen Schwerpunkt mehr auf den endgültigen Showdown gelegt, anstatt auf die dadurch langatmige Vorgeschichte. Faszinierend fand ich es aber auch, dass auch die Jugendlichen hier, die nur knapp am Tod vorbeigeschrammt sich, sich ebenfalls mit "normalen" Problemen, wie Eifersucht und Zickenkriegen, rumschlagen mussten.
 

Fazit:

Eigentlich war das kein Titel, der auf meiner Must-Read-Liste stand, da der erste Teil nun gar nicht mein Fall war. Aber ich muss sagen, man kann echt froh sein, wenn man diese Reihe nicht abgebrochen hat. Denn als ich mich wieder in die Geschichte eingefunden habe, war ich wie gebannt und musste einfach wissen wie es weitergeht und da war auch der gute Lesefluss ein guter Grund weiterzulesen. Obwohl man sagen muss, das der Schreibstil doch sehr anspruchsvoll ist und auch langatmige Abschnitte leider nicht ausschließt. Trotzdem fand ich es toll, dass der Autor mich mit seiner Welt gefangen genommen hat, vor allem da er sich von den bekannten Schauplätzen im ersten Teil abwendet und sich neuen Perspektiven öffnet. Somit gibt er auch der ganzen Reihe einen ganz neuen Sinn, der den Blickwinkel auf die Story in ein ganz anderes Licht stellt, wobei der Autor dies mit seiner Idee schon im ersten Teil hätte erreichen können, die für mich rückblickend nur eine Erzählung war, ohne irgendwelche Hintergründe zu beherbergen.
Somit hätte ich mir ein paar weitere Seiten gewünscht oder gar eine Fortsetzung, da das Ende sehr offen ist und das große Showdown, das ich so lange erwartet habe, ausgefallen ist und von einem kurzen, schmerzlosen Ende ersetzt wurde, das zumindest mit seinen vielen verschiedenen Sichten einiges wieder gut gemacht hat. 
Somit sollte keiner nach dem ersten Teil abgeschreckt sein, sondern sich auf diese Fortsetzung, die mit vielen Wendungen, einer neuen Grundidee und einem meist flüssigen Schreibstil, einlassen.