Rezension

Im Nachkriegsdeutschland gefangen

Die Unschuld der Kastanienblüten - Bettina Klusemann

Die Unschuld der Kastanienblüten
von Bettina Klusemann

Bewertet mit 3 Sternen

Bettina Klusemann schildert in ihrem Buch die deutsche Nachkriegszeit. Vor allem schildert sie das Schweigen und Verdrängen der Nazi-Gräuel sowie den nach wie vor verbreiteten Antisemitismus der Menschen.

Zwei Kinder, die aus Sachsen geflüchtete Sophia und der Jude Hanno, begegnen einander in der Schule. Anders als in den meisten Familien erhält Sophia viele ihrer Fragen zu Hitler beantwortet.

Die beiden werden älter und ihre Lebenswege berühren einander und trennen sich wieder. Hanno führt das unstete Leben eines "Wanderjuden" und reißt Sophia, die eine recht ungesunde Obsession zu ihm entwickelt hat, mit in seinen persönlichen Abgrund. 

Meine Meinung:

Die Schilderung der Kriegs- und Nachkriegsumgebung ist der Autorin gut gelungen. Besonders die Situation von Hannos jüdischer Familie sowie die Grausamkeit der Schulkinder Hanno gegenüber, ist glaubwürdig dargestellt.

Die kindliche bzw. jugendliche Sophie kann ich auch noch verstehen. Aber, dass sich sie sich als Erwachsene in diese Abhängigkeit von Hanno begibt, versteh' ich nicht ganz. Sie kreist wie ein Trabant um Hanno. Der tut und lässt, was ihm gerade gefällt. Nicht alles kann man mit seinen Erlebnissen in der Nazizeit entschuldigen.

Warum sich Sophie beinahe schon pathologisch an Hanno hängt, ist für mich nicht ganz nachvollziehbar. Hier hätte ich mir persönlich noch ein paar erklärende Seiten gewünscht.  Daher nur drei Sterne.