Rezension

Immer schön gierig bleiben?

Immer schön gierig bleiben - Rob Alef

Immer schön gierig bleiben
von Rob Alef

Lust auf Abwechslung?

Dann ist dieser Roman, der viel mehr ist als „nur“ ein Krimi, sicher das Richtige!

 

Mit Hauptkommissar Pachulke und seinem bemerkenswerten Team aus völlig unterschiedlichen Individuen geht der Leser auf die Suche nach dem Mörder einer jungen Maklerin. Dieser „Körperverletzer mit Todesfolge“, wie er sich selbst bezeichnet, hat sein Opfer nach der Tat geschminkt. In Pachulke lässt dieseTatsache die Erinnerung an einen anderen, lange zurück liegenden Mordfall aufkommen, und die Ermittlungen werden konkreter.

 

Aber – wie versprochen – es geht dem Autor um mehr als nur die Aufklärung eines Mordes.  Er beleuchtet ein top aktuelles Thema in der Geschichte, die im modernen Berlin angesiedelt ist, nämlich die derzeitige Wohnungspolitik. Jeder Berliner (aber auch Bürger anderer deutscher Großstädte) kennt die Problematik, eine bezahlbare Wohnung innerhalb der Stadt zu finden oder gar seine derzeitige Wohnung halten zu können und nicht aus „seinem“ Kiez vertrieben zu werden durch Neugestaltung und explodierende Mieten – eben durch die Gier von Hausbesitzern und Maklern. Auch Pachulke und seine Kollegen bleiben davon nicht verschont. Zudem hat sich in Alefs Roman eine Gegengesellschaft gebildet, die auf Müllhalden nach eigenen Regeln lebt: ein surrealistisches Element, das ein düsteres Szenario herauf beschwört.

 

Dennoch versteht Alef es großartig, seine Kritik an Gesellschaft, Bürokratie und menschlicher Gier, die wir hier in diversen Spielarten beobachten können, in bissig-humorvoller Form zu verpacken  -  auch wenn dem Leser manchmal das Lachen im Halse stecken bleiben will. Er verwebt Realität geschickt mit phantastischen Elementen. So hat der Leser auf der einen Seite Gelegenheit bei einer Busfahrt mit der (tatsächlich existierenden) Linie 104 die Stadt Berlin durch Pachulkes Augen und Kommentare zu erleben. Andererseits gibt es surrealistisch anmutende Szenen auf der Müllkippe oder auf der „Treptower Halde“, die der Berliner heute (Gott sei Dank) noch als Park kennt.

 

Salopp geschrieben, aber immer präzise formuliert, zahlreiche kleinere und größere satirische Seitenhiebe verteilend, hält der Krimi die Spannung bis zum Schluss. Kurz, es ist ein Vergnügen, diesen „Roman Noir“ zu lesen.

 

Nun mag der künftige Leser spekulieren: wird der Täter gefasst? Ändert sich etwas? Oder bleiben wir „immer schön gierig“?