Rezension

In Buchform ist Gaby Köster nicht ganz mein Fall

Die Chefin - Gaby Köster

Die Chefin
von Gaby Köster

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt:
Marie Sanders, 42, ehemalige erfolgreiche Rocksängerin „Die Chefin“, ist nach einem Schlaganfall halbseitig gelähmt und sitzt im Rollstuhl, wo sie ihre Tage nutzlos und leicht verbittert verbringt. Bis sie eines schönen Tages Knall auf Fall ihren Nachbarn Tarkan und zwei rumänische Roma-Kinder an der Backe hat und sich die vier auf eine Reise quer durch Europa machen, um die Eltern der Kinder zu finden.

Meine Meinung:
Ich mag Gaby Köster und ihren Humor eigentlich wirklich sehr, aber als Buch kam das nicht wirklich gut. Vielleicht wirkt es als Hörbuch, zumal wenn es von Gaby Köster selbst gelesen wird, besser. Auch als Film könnte ich mir diese Geschichte durchaus vorstellen. Aber vom Buch war ich etwas enttäuscht.

Die Handlung ist absolut unrealistisch, ein rasanter Roadtrip mit sehr, sehr vielen Zufällen. Das hat mich aber noch nicht mal gestört. Gestört hat mich, dass die Geschichte mit „witzigen Gags“ überladen war, die aber meistens gar nicht so witzig waren, weil sie entweder unter die Gürtellinie gingen oder schon so alt waren, dass meine Großmutter sie schon kannte. Teilweise kamen sie so geballt, dass dadurch die Handlung einfach nicht mehr weiterging. Mir scheint, da sollte einfach alles untergebracht werden, was das Brainstorming hergab. Aber ich kann nur sagen: Weniger wäre mehr gewesen.

„Überall nur neureiche schwäbische Schwangerschaftsbäuche und postnatale Schwabbelbäuche. Man sollte den guten alten Prenzlberg in Pregnant Hill umbenennen! Wenn du hier ’nen Film drehen würdest, wär das ein Schwangerschaftsstreifen! Wenn du hier nicht mindestens drei Blagen hast, giltst du als kinderlos!“ (S. 200)

In diesem Abschnitt hätte einer der Sätze gereicht, und ich hätte schon kapiert, dass es dort viele Kinder gibt ;-)

Ein weiteres Problem für mich war, dass die Handlung einen ernsten Hintergrund hat. Es geht um die elenden Zustände, unter denen Roma in Deutschland und in Rumänien leben. Hier steckt viel Gesellschaftskritik drin, die durch den Witz entwertet wird. Da passt einfach nicht beides zusammen.