Rezension

In dieser Reha-Klinik stimmt was nicht

Inselmord (Nur bei uns!) -

Inselmord (Nur bei uns!)
von Alice Spogis

Sie begibt sich zur Reha auf die Insel Juist, um ihr Leben wieder in die richtige Spur zu bringen und erlebt die Hölle. Ella Brandt, die sich als freie Journalistin in Münster durchschlägt setzt ihre ganze berufliche Neugier ein, um gemeinsam mit dem Mitpatienten Lysander Falk zwei Tode aufzuklären, die anfänglich als Suizide gelten. Eines ist ihr schnell klar: In dieser Klinik stimmt was ganz und gar nicht.

Mein Eindruck

Mir hat der Roman ganz gut gefallen. Es geht nicht unbedingt blutrünstig zu. Vielmehr spielt Alice Spogis  mit der Psyche der Protagonisten. Dennoch müssen Ella  und Lysander einige Angriffe einstecken, die nicht gerade sanft verlaufen. Dass die Story in einer Psycho-Klinik stattfindet, macht die Geschichte in meinen Augen nur noch spannender. Denn jede Figur, die hier vorkommt, hat so ihre Probleme, die sie verdächtig machen. Selbst das Personal ist davon nicht ausgenommen.

Nur langsam lässt die Autorin Informationen raus, die dem Leser bei den Ermittlungen helfen können, was das Ganze am Anfang etwas zäh erscheinen lässt. Sie führt aber auch gern auf falsche Fährten. Doch wer aufmerksam liest, kommt dem Täter relativ schnell auf die Schliche. Zumindest hatte ich schon früh einen Verdacht. Ohne jedoch das Motiv zu finden.

Erzählt wird die Geschichte aus zwei Perspektiven – aus Ellas und aus Lysanders Sicht, wobei Ella die Ich-Form, Lysander die Er-Form zugeschrieben wurde. Anfangs ist diese Art vielleicht ein wenig ungewohnt. Man muss sich erst daran gewöhnen. Genauso wie an die ruppig erscheinende Art Ellas. Dabei sind gerade Ellas Gedanken von abgrundtiefem Sarkasmus geprägt, der sie anfangs vielleicht etwas arrogant oder überheblich erscheinen lässt. Dabei scheint mir die Art eher ein Versuch der Protagonistin zu sein, nicht zu viel an sich ranzulassen und sich zu schützen. Doch wenn man sich erst einmal eingelesen hat, zieht Alice Spogis  den Leser immer tiefer in den Bann.

Gestört haben mich Fremdwörter wie „Miasma“ (laut Wiktionary aus dem Altgriechischen = übler Dunst, Verunreinigung, Synonym: Gifthauch, Pesthauch). Ich kenne mich mit Fremdwörtern eigentlich gut aus. Wenn ich dann erst einmal nachschlagen muss, um die Bedeutung eines Wortes zu finden, verliert das Buch an Lesefluss und Lese-Spaß. Der E-Book-Reader bietet zwar die Möglichkeit, sich mit einem Fingerdruck eine Erklärung liefern zu lassen, doch wird man dadurch aus der Handlung herausgerissen. Eine einfachere Sprache, die jeder versteht, ist manchmal besser.

Bei Inselmord handelt es sich nicht um die übliche Form eines Krimis oder Thrillers, bei dem die Spannung von Anfang an über die gesamte Lesedauer anhält. Vielmehr baut sich der Bogen langsam auf, der Leser wird eher zum Knobeln und Kombinieren angeregt. Es lohnt sich auf jeden Fall, bis zum Ende dran zu bleiben.

Meine Leseempfehlung:

Wer sich gern mit der menschlichen Psyche befasst, keine Unmengen am Blut und durchgeknallte Serienmörder für den Kick benötigt, wird mit diesem Buch seine Freude haben. Ich hatte es innerhalb von vier Tagen durch.