Rezension

In einem kleinen Dorf...

Stich ins Wespennest - D. E. Stevenson

Stich ins Wespennest
von D. E. Stevenson

Bewertet mit 4.5 Sternen

„Sie war nicht mehr jung, aber sie brauchte das Geld…“

Miss Buncle ist eine unauffällige und bescheidene Frau Anfang 40. Sie lebt im England der 30er Jahre in einem kleinen Dorf namens Silverstream. Einem Dorf von der Art, wo jeder jeden kennt und der Bäckersjunge ganz genau weiß, um wie viel Uhr er jedem Bewohner sein Frühstücksbrötchen zu bringen hat.

Miss Buncle ist unverheiratet und hat bislang von einer kleinen Dividende gelebt. Aber die wirtschaftlichen Zeiten werden schwieriger und bei ihrer Überlegung, wie sie etwas Geld verdienen könnte, kommt sie auf die Idee, ein Buch zu schreiben. Da sie aber leider über keinerlei Fantasie verfügt, dafür aber über eine hervorragende Beobachtungsgabe, schreibt sie über die Dinge, die sie täglich sieht. Und so erscheint also ein Werk über das Leben und die Bewohner eines Dorfs namens „Copperfield“, geschrieben unter dem Pseudonym „John Smith“.

Das Buch wird überraschend ein riesiger Erfolg und so ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch die ersten Bewohner von Silverstream es lesen. Und da die Schilderungen wirklich sehr präzise sind, sich auch sofort wiedererkennen. Nicht alle kommen dabei gut weg und so manches vermeintlich gut gehütete Geheimnis wird gelüftet.

„Sie kommen auch darin vor. Sie haben es wohl nicht gelesen, nehme ich an, sonst säßen Sie hier nicht wie ein Ölgötze. Sie tragen eine Perücke, und Sie haben ein Gebiss. Sie tun Pektin in Ihr Pflaumenmus, damit es steif wird, und Ihr Sohn brennt mit einer verheirateten Frau durch.“

Ganz schnell wird allen Dorfbewohnern klar, dass der mysteriöse John Smith einer der ihren sein muss. Aber wer? Während ein Teil der Leute wütet und den Schuldigen sucht, nutzen andere die unerwarteten Erkenntnisse über sich selbst, um ihrem Leben eine neue Richtung zu geben.

Und während all dessen arbeitet Miss Buncle bereits an ihrem nächsten Werk…

Für mich ein köstliches Buch. Ich habe mich herrlich amüsiert. Ich mag aber auch diese Charakterstudien kleiner verschrobener Dorfgemeinschaften.

Im Anhang findet sich übrigens ein Personenregister. Darin sind alle Bewohner von Silverstream aufgeführt, jeweils mit ihrem „richtigen“ Namen und dem Namen der entsprechenden Romanfigur. Und im Klappentext gibt es einen Verweis auf „Miss Pettigrews großer Tag“. („Unsere Empfehlung für alle, denen „Stich ins Wespennest“ gefallen hat“) Da ich Miss Pettigrew liebe, funktioniert diese Empfehlung für mich auch andersherum.