Rezension

Informieren und Spaß haben

Elementar - Tim James

Elementar
von Tim James

Bewertet mit 5 Sternen

»Die Elemente sind die Bausteine, mit denen die Natur den Kosmos bastelt; sie sind die reinsten Stoffe, aus denen einfach alles entsteht, von der Roten Bete bis zum Rennrad. Das Studium der Elemente und ihrer Einsatzgebiete bezeichnen wir als Chemie. Bedauerlicherweise klingt dieses Wort in den Ohren vieler Leute verdächtig. Auf einer beliebten Gesundheitswebsite beklagte sich kürzlich ein Autor über die »Chemikalien in unserem Essen« und gab Ratschläge dazu, was man tun könne, um sich von Lebensmitteln »ohne Chemie« zu ernähren. Solche Panikmacher scheinen zu glauben, dass Chemikalien Giftstoffe sind, die von verrückten Wissenschaftlern im Labor erzeugt werden.«

So mancher verbindet mit dem Gedanken an Chemie ungute Dinge, assoziiert Begriffe wie künstlich, schädlich und trocken. Dass Chemie das genaue Gegenteil sein kann, wird in diesem Buch sehr schön deutlich.

 

Auf sehr humorvolle, anschauliche und leicht lesbare Art räumt Tim James zunächst mit gängigen Vorurteilen auf. Wer auf Chemie im Essen verzichten will, muss leider verhungern, denn Chemie ist tatsächlich überall um uns herum. Zeit, sich mit ihr anzufreunden.

»Die Chemie ist keine abstrakte Wissenschaft, die in dubiosen Laboratorien stattfindet: Sie findet überall in unserer Umgebung und in uns selbst statt.«

 

Dieses Buch macht das Anfreunden leicht. Im Plauderton vermittelt der Autor Informationen, stellt und beantwortet Fragen und schildert Skurriles. Da finden sich grundlegende Themen, wie zum Beispiel der Aufbau des Atomkerns oder die Frage, wie das Periodensystem seine Gestalt erhielt. Es gibt historische Rückblicke, die zeigen, was man früher glaubte, wie man zu neueren Modellen des Periodensystems kam oder auch, wie man im 18. Jahrhundert präzise Messungen vornahm.

Interessante Fragen werden behandelt, zum Beispiel die, ob die Liste der Elemente wirklich vollzählig ist oder ob es noch irgendwo im Universum fremdartige, versteckte Elemente geben könnte.

Mich faszinierten besonders die Ausführungen über einzelne Elemente. Da findet sich beispielsweise die am leichtesten entflammbare Substanz Chlortrifluorid, so „bösartig“, dass sogar die Nazis nach einem übel verlaufenen Versuch von einer Verwendung Abstand nahmen. Oder das seltenste Element Protactinium, dessen weltweiter Vorrat aus einem 125 Gramm leichten Klümpchen besteht. Oder wie wäre es mit der schärfsten, süßesten, dunkelsten, giftigsten oder übelriechendsten Chemikalie? Oder dem zeitlich längsten Experiment aller Zeiten? Und was haben Bananen mit Radioaktivität zu tun?

Es gibt Elemente, die die Welt veränderten und solche, die für unsere Zukunft von Bedeutung sind, zum Beispiel im Bereich Energien der Zukunft. Auch das ein fesselndes Thema!

 

Wenn auch reichlich Infos vermittelt werden, so eignet sich das Buch trotzdem nicht als Nachschlagewerk oder zum Lernen. Man liest es zur Unterhaltung und nimmt nebenbei Wissen auf. Weitergehende Fachkenntnisse sind für das Verständnis nicht erforderlich, es reicht, wenn man in der Schule ein Basiswissen erworben hat. Wer sich für die üblichen chemischen Modellen und Formeln nicht erwärmen kann, kann ebenfalls unbesorgt sein, davon gibt es nur wenige. Stattdessen baut der Autor witzige und von Hand gezeichnete Illustrationen ein, überraschend kreativ. Zu jedem Thema gibt es eine nette Geschichte, manchmal scheint Tim James vor lauter Begeisterung etwas abzuschweifen. Darunter leidet zwar die Übersichtlichkeit ein wenig, es lockert aber andererseits zusätzlich auf.

 

Fazit: Chemie ist nicht nur überall um uns herum, die Beschäftigung damit kann auch enorm unterhaltsam sein. Mit diesem Buch kann man ein wenig schlauer werden und dabei Spaß haben.

 

»Wenn ich das Periodensystem betrachte, sehe ich ein Monument unseres Fortschritts. Es zeigt, wie weit wir in sehr kurzer Zeit gekommen sind und wie viel wir in wenigen Jahrhunderten gelernt haben. Die Wissenschaft versetzt uns in die Lage, das Universum verstehen zu lernen und seine Ressourcen zu nutzen, um wunderbare Dinge zu tun. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Wissenschaft unsere Spezies retten wird.«