Rezension

Inhaltlich und literarisch wertvoll

Weiter leben - Ruth Klüger

Weiter leben
von Ruth Klüger

Bücher die das Grauen der deutschen Konzentrationslager während der Nazizeit verarbeiten, gibt es viele; alle sind wichtig, einige sind schwach, einige sind gut. Ruth Klügers Buch "weiter leben" gehört unzweifelhaft zu letzter Kategorie. 

Die deutsche Jüdin Ruth Klüger verarbeitet in ihrem Buch ihre Erfahrungen während der nationalsozialistischen Diktatur. Sie schreibt über ihr Leben in Wien, über den Hereinbruch des Nationalsozialismus und die daraus resultierenden Änderungen in ihrem Leben, sie beschreibt ihr Leben in den KZs (Theresienstadt, Auschwitz, Christianstadt), ihre Flucht durch Deutschland und (teilweise) ihr Exil in Amerika. 

Was nun machen Ruth Klügers Erinnerungen besonders lesenswert? Ihre persönliche Sichtweise bringt festgefahrene Deutungen ins Wanken: Exil = Frieden und Glück?; ihre Ansicht, "(...) daß ich in Theresienstadt letzten Endes ein besseres Milieu für ein Kind vorfand als im Wien der letzten Zeit (...).", mögen manche gar als unerhöhrt empfinden. Weiterhin bricht Ruth Klüger mit einem Tabu, indem sie behauptet (S. 78), "(...) daß die Polen Antisemiten waren und ihre Juden nicht ungern loswurden." Damit hat die Autorin völlig recht, was historische Forschungen heute bestätigen. Auch kritisiert sie die Vereinnahmung der jüdischen Opfer in den heutigen Gedenkstätten und reflektiert über die Frage, inwieweit solche Gedenkstätten (wie z. B. Auschwitz) das Grauen der KZs überhaupt vermitteln können. Ihre Ansichten sind t. w. kontrovers, aber immer ehrlich und menschlich. Ruth Klügers "weiter leben" ist ein Buch, das zum Nachdenken, nicht nur über das Grauen der KZs, sondern auch über Erinnerungskultur anregt.

Fazit: sowohl inhaltlich, wie auch literartisch wertvoll.

Kommentare

marsupij kommentierte am 20. November 2013 um 18:15

Es ist lange her, dass ich das Buch gelesen habe, aber ich fand es auch gut