Rezension

Inhaltsreich

Pferdisch für Anfänger - Birthe Zur Nieden

Pferdisch für Anfänger
von Birthe zur Nieden

Bewertet mit 5 Sternen

„...Also manchmal wurde es mit dem eigenen Charakter jedes Pferdes ja etwas mühsam. Aber eins war klar: Langweilig wurde es mit ihnen jedenfalls nie!...“

 

Mit diesem Zitat endet das Kinderbuch. Es gibt einen besonderen Grund, warum ich mich gerade für diese Worte entscheiden habe, doch dazu später mehr.

Kat und Helli helfen auf dem Pferdehof. Die 15jährige Mia berichtet ihnen dabei begeistert, dass sie ein eigenes Pferd bekommt.

Am Abend treffen sich Kat und Helli zum Teenkreis. Kat ist nicht so begeistert, denn sie mag die Lobpreislieder nicht. Sie hat zur Zeit ein Beziehungsproblem mit Gott.

Die Autorin hat ein spannendes und abwechslungsreichen Kinderbuch geschrieben. Es ist der dritte Teil einer Reihe. Den zweiten Teil kenne ich zwar nicht, hatte aber keinerlei Probleme der Handlung zu folgen. Das Buch lässt sich zügig lesen.

Der Schriftstil ist für die Zielgruppe angemessen. Es werden ernste Themen berührt, aber der Humor kommt ebenfalls nicht zu kurz. Das Besondere ist, dass nicht nur die Protagonisten gut charakterisiert werden, sondern auch die Eigenheiten der Pferde herausgearbeitet werden. Otto, das Pony von Kats Mutter, ist bequem und phlegmatisch. Mias neues Pferd namens Raven, ein lackschwarzer Wallach, gilt als Eigenbrötler. Beide haben für den Leser Überraschungen in petto. Mia möchte das Pferd mit der Methode des Pferdeflüsteres Steger, die sie im Internet recherchiert hat, an sich gewöhnen. Doch das geht schief.

Schön wird dargestellt, wie die Mädchen versuchen, Mia zu helfen. Inhaltsreiche Gespräche führen ihr vor Augen, dass es keine allgemeingültige Methode für die Behandlung eines Pferdes gibt. Jedes Tier ist anders und will anders behandelt werden.

Genauso tiefgründig werden Kats Glaubenszweifel dargestellt. Sie ist innerlich betrübt, weil sie bei den Lobpreisliedern nicht die Begeisterung fühlt wie die anderen. Auch hier ist es ein wichtiges Gespräch, das ihr aufzeigt, dass man Gott nicht nur mit Liedern preisen kann. Jeder ist anders und geht dabei seinen eigenen Weg. Diese Parallelität der Ereignisse ist sehr gut gelungen. Genau deshalb habe ich das obige Zitat gewählt.

Das Buch zeigt, das Freundschaft manchmal auch freiwilligen Verzicht bedeutet. Kat hatte zusätzliche Reitstunden angeboten bekommen. Sie tritt sie an Helli ab, weil deren Eltern nur für eine begrenzte Zeit das Reiten erlauben. Hellis überströmende Freude beim ersten Reitversuch ist mit den Händen greifbar.

Jedes Kapitel beginnt mit einem stilisierten springenden Pferd und weist in wenigen kursiven Worten auf den zu erwartenden Inhalt hin. Die Seitenzahlen stehen in einem Tintenklecks.

Das Cover mit dem Mädchen und dem Pferd im strahlenden Sonnenlicht sieht sehr schön aus.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ist unterhaltsam, geht aber auch in die Tiefe.