Rezension

Insgesamt überzeugend, aktuell und unbedingt empfehlenswert

Kauf mich! -

Kauf mich!
von Nunu Kaller

Bewertet mit 5 Sternen

Kaufen, kaufen, kaufen

Wir können nicht anders. Kaufen, so scheint es, macht glücklich. Doch warum eigentlich? Was passiert beim Shoppen in und mit uns? Warum können wir nicht nichts kaufen? Und kann Konsum ,,gut" sein - für mich, für die Umwelt, für die Menschen?

Nunu Kaller geht dem Konsum im Alltag auf den Grund. Sie surft das Dopamin-High bei der Schnäppchenjagd, entlarvt die Tricks der Supermärkte und zerlegt die Greenwashing-Tricks der Modeindustrie. Sie untersucht die Psychologie unseres Kaufantriebs, wie ihn Industrie und Markt füttern und tritt dafür ein, dass KundInnen nicht die Alleinverantwortung für nachhaltigen Konsum zugeschoben wird. ,,Kauf mich!" ist ein kämpferischer Aufruf und zeigt uns, wie wir von passiven Konsumentlnnen zu aktiven Gestalterlnnen werden können (Steht hinten drauf).

Kaller stellt die zentrale Frage nach dem „guten Konsum“. Und wie oben beschrieben gibt es mehrere Sichtweisen, was denn nun Guter Konsum sei. Aus meiner Sicht, aus der Sicht der anderen, der Gesellschaft. Ist guter Konsum der Kauf von zehn Stück vorgebackenen, tiefgefrorenen und aufgebähten Brötchen im Plastiksack zu € 0,99 eines Discounters oder einen ein kg Bio Brot-Laib einer Brotmanufaktur aus Bio Roggenvollkornsauerteig und Bio Weizenvollkornmehl um € 8,60?

Ich fragte mich bei manchen Textilien- und Schuhkäufen, wo denn bei einer Neuanschaffung der MEHRWERT liege, jetzt nicht mehr, mein Schrank ist voll, wie das Schuhregal. Die Antwort könnte der Minimalismus sein, aber das Jäger- und Sammlersyndrom liegt in den Genen des Menschen. Und was ist mit meinem Bücherregal. Ich will sie besitzen und wenn ein Regal voll ist baue ich mir ein neues.

Konsumiert jemand Urlaub nur, um anderen danach davon zu erzählen und um sich seinen sozialen Status zu sichern? Ist Urlaub nur gut konsumiert, wenn ich nicht fliege und ein undemokratisches Land mit Autokraten meide? Nicht kaufen politisch motiviert.

Im günstigsten Fall sollte der gute Konsum ökologisch, fair und nachhaltig sein.

Wenn Kaufkraft und die intellektuelle Auseinandersetzung, ‚was denn guter Konsum sei‘ fehlt und die reine Rationalität zählt, erübrigt sich die Diskussion.

Konsum im Allgemeinen, im Besonderen der tägliche Einkauf sollte auf jeden Fall Spaß machen und nicht zu einer lästigen Pflicht werden.

Nunu Kaller geboren 1981 und seither leidenschaftliche Wienerin. Studium der Publizistik, Anglistik und Zeitgeschichte. Nach zwei Jahren bei diepresse.com wechselte sie in die NGO-Welt. 2014 bis 2019 KonsumentInnensprecherin bei Greenpeace. Seit Ende 2019 selbstständig als Autorin, Speaker und Beraterin. Initiatorin von nunukaller.com, einer Plattform, die heimischen Unternehmen im Corona-Lockdown zu Sichtbarkeit verhalf. Bei KiWi erschienen von ihr die Bestseller „Ich kauf nix!“ und „Fuck Beauty!“.