Rezension

Intensiv

Eine Frau - Annie Ernaux

Eine Frau
von Annie Ernaux

Bewertet mit 4 Sternen

Dieses kleine Buch von nur 88 Seiten hat Annie Ernaux, die frisch gebackene Literaturnobelpeisträgerin, über ihre Mutter geschrieben. Sie kommt in einem kleinen Ort in der Normandie zur Welt, geht mit 12 Jahren von der Schule ab, um als Hilfsarbeiterin zu arbeiten, doch ihr Traum ist ein eigener Laden. Sie findet einen guten und arbeitsamen Ehemann, mit dem sie schließlich einen Lebensmittelladen udn eine Kneipe übernimmt. Ihre erste Tochter stirbt als kleiens Kind an Diphterie, dann kommt 1940 Annie zur Welt. Mutter und Tochter haben ein enges und vertrauensvolles Verhältnis. Annie soll es einmal besser haben als ihre Eltern und sie geht zum Gymnasium und studiert, tritt in eine für die Mutter fremde Welt ein. Die Tochter begleitet ihre Mutter bis zu ihrem Tod in einem Altenheim, denn sie litt am Ende ihres Lebens an Alzheimer.

Das Buch ist sehr intensiv und dicht geschrieben, die Mutter steht exemplarisch für viele Frauen ihrer Generation. Die Sorge für die Familie, die gesellschaftlichen Verpflichtungen, der enge Zusammenhalt innerhalb der Familie, das alles gab es auch in den 1950er Jahren noch in Deutschland.  Die Kinder sollten es einmal besser haben, das war in vielen Familien eine wichtige Maxime, für die man viele Opfer brachte. Aber trotzdem kamen das Leben und der Spaß nicht zu kurz.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, es lässt sich leicht lesen und ist sehr nah an der Wirklichkeit jener längst vergangenen Zeit.