Rezension

Intensiv, schräg, Niemi

Wie man einen Bären kocht - Mikael Niemi

Wie man einen Bären kocht
von Mikael Niemi

Bewertet mit 5 Sternen

Mikael Niemi mag manchen vielleicht schon ein Begriff sein. Wer eines seiner älteren Werke gelesen hat, kennt seinen unnachahmlichen Stil. Die Skandinavier haben einen schrägen Humor und ein Händchen für atmosphärische Krimis.
Als ich Niemis neues Buch angefangen habe, habe ich mich ein bisschen an Adson von Melk und Bruder William erinnert gefühlt. Der fortschrittliche Mönch und sein naiver Zögling.

Jussi wurde von einem harten und lieblosen Leben geprägt. Er vertraut niemandem und schlägt sich so durch. Laestadius nimmt sich seiner an und unterrichtet Jussi.
Die Geschichte ist schnell erzählt:
Es wird ein totes Mädchen gefunden. Schrecklich zugerichtet, anscheinend von einem Bären. Als dieser erlegt ist wiegen die Dorfbewohner in Sicherheit. Bis ein zweites Mädchen tot aufgefunden wird. Die Dörfler suchen einen Schuldigen und Laestadius gibt einen guten Sündenbock ab.
Besonders packend an dieser Story ist weniger die Kriminalgeschichte, als die Sicht der Dinge aus Jussis Augen. Der Junge hat eine teilweise so unbedarfte Art die Dinge zu sehen, dass man sich dem schwer entziehen kann. Seine Vergangenheit hat ihn zu einem Außenseiter gemacht, der schwer Anschluss findet und gemieden wird. Sein Wunsch dazu zu gehören wird in jeder Zeile greifbar, aber wie weit geht er um wahrgenommen zu werden? Wieviel Gewalt steckt noch in ihm oder ist er nur stiller Beobachter?