Rezension

Intensive Charakterentwicklung, ausführlicher Weltenbau, lang.

Die Jäger des Nordens -

Die Jäger des Nordens
von Manel Cass. Larroh

Bewertet mit 3 Sternen

„Was macht dich glauben, dass du noch immer ein Mensch bist?“ (S.524)

Nachdem ich Das Lied der Reiter von der Autorin gelesen hatte, wollte ich mehr lesen. Die Jäger des Nordens ist mir nicht nur aufgrund des Covers aufgefallen, sondern auch wegen des Titels. Der Klappentext hatte mich dann vollends überzeugt und ich habe voller Vorfreude dieses Buch begonnen.

Sam ist ein gepeinigter Charakter, der mir von Anfang an sympathisch war. In seinem Dorf gibt es gewisse Regeln und Verhaltensweisen, die ihm nicht nur missfallen, sondern regelrecht Übelkeit verursachen. Er hat mehr als ein Geheimnis, das es ihm schwer macht, seinen Platz in der Gemeinschaft zu finden und den Pflichten nachzukommen. Einzig sein kleiner Bruder Nahn scheint sich um Sam zu sorgen und zu kümmern. Und der ortsansässige Heiler, da Sam oft Wunden vom Training davon trägt. Dieser Heiler bietet ihm auch einen Ausweg und die Hoffnung auf Freiheit. Oder zumindest läßt er das Sam glauben.

Und dann beginnt eine Reise durch das Land, durch jedes Dorf mit all seinen architektonischen Besonderheiten und unterschiedlichen Völkern. Dabei wird nicht nur viel Zeit in den Weltenbau an sich investiert, sondern auch in die Charakterentwicklung.

Sam wird von dem Raben Kro begleitet, der ein schwieriger Charakter ist. Während Sam gepeinigt von seinen Geheimnissen ist, wird Kro von seinen Erinnerungen gefoltert. Es war nicht nur für Sam schwer, Kros Verhaltensweisen und Stimmungsschwankungen zu ertragen, zu verstehen und nachzuvollziehen.

Es gibt mehrere Erzählstränge, die auf zwei Zeitachsen verlaufen. Einmal gibt es die Geschichte der vier Elementemagier von vor 151 Jahren; es folgt die Gegenwart erzählt von Sam, dem Heiler und einigen anderen. Außerdem sind es recht kurze Kapitel, die das Lesen leicht machen.

Ich mag unterschiedliche Zeit- und Erzählstränge, ich mag den Protagonisten und die Geschichte im Groben. Aber die Charakterentwicklung zieht sich über ca 2/3 des Buches und ist mir damit zu lang. Viel zu lang. So lang, daß es mich in eine kleine Leseflaute getrieben hat und ich sogar ein anderes Buch angefangen hatte.

Nach etwas mehr als der Hälfte habe ich nur noch grob drüber gelesen, einige Kapitel dann wieder intensiver, und war am Ende froh, es hinter mich gebracht zu haben. Dabei mag ich Sams Entwicklung, ich mag den Konflikt der Magier aus der Vergangenheit, die Politik und Geschichte der Gegenwart, und Sam. Ich habe auch in der Regel keine Probleme mit dicken Büchern, doch dieses hat mich leider irgendwie fertig gemacht.

Wer aufwändige Charakterentwicklungen mag, dem kann ich dieses Buch ans Herz legen. Für mich war das leider nichts.

„Menschen sind etwas unglaublich Abscheuliches [...].“ (S. 377)