Rezension

Interessant, muss aber nicht

Das Haus der vergessenen Bücher - Christopher Morley

Das Haus der vergessenen Bücher, 3 Audio-CDs
von Christopher Morley

Bewertet mit 3 Sternen

"Ja, so schön war das damals bei uns  – so kurz nach dem Krieg", hört man in anbetracht dieses Romans die Seele eines längst verstorbenen Buchhändlers wispern ...

1919 hatte eben alles noch seine Ordnung: Der Buchhändler liest, raucht und philisophiert den ganzen Tag, die Frau kocht das Essen und ein reicher Kurpflaumen-Hersteller schickt sein Töchterchen als Azubine, damit sie auch mal eine Ahnung vom Leben bekommt, in die Buchhandlung. Es gab klare Feindbilder, eindeutige Klassen und Literatur war Privileg. Besonders habe ich gelacht, als der ehrwürdige Mr Mifflin sinngleich meinte: "Ein Beikoch hat das Buch gestohlen? Wenn selbst ein Beikoch das Lesen anfängt, dann sind wir reif für die Demokratie ..." Die Selbstgerechtigkeit und Besserwisserei des Herrn Mifflin ging mir gehörig auf den Keks.

Die erzählte Geschichte ist fast schon ein Gleichnis auf die explosive Kraft von literarischen Stoffen und nunja, ... ganz solide, auch wenn sie heutzutage arg konstruiert wirkt. Doch mag ja sein, dass es damals total schwierig war, ein sehr bekanntes Buch in einer Buchhandlung zu finden und man dann solche Anstrengungen aufwenden musste ...

Die angenehme Vorlesestimme entschädigt aber vieles und alles in allem war es ganz nett. Wenn man das Buch als fiktiv verklärtes Zeitdokument nimmt und als Ode an die Buchhandelskultur vor fast 100 Jahren, dann hat man schon so seine Freude daran.