Rezension

Interessant und angeblich auf Tatsachen beruhend: Josef Formanek - Die Wahrheit sagen

Du musst die Wahrheit sagen - Mats Wahl

Du musst die Wahrheit sagen
von Mats Wahl

Bewertet mit 5 Sternen

Ein brutaler Roman über die Liebe zum Leben

Titel: Die Wahrheit sagen
 Autor: Josef Formanek
 Übersetzer: Martin Roscher
 Verkauf ab: 04/2016
 Gekko-Verlag
 Preis DE 23.00 €
Seiten: 477
ISBN: 8090635407/978-8090635401 (AMAZON)

Meine Meinung:

Der Titel bezieht sich auf das aus einer Lebenserfahrung gewonnene Motto des Protagonisten Bernhard Mares, immer und überall die Wahrheit zu sagen. Vermutlich bezieht sich auch das minimalistisch
gestaltete Cover auf das Thema Kommunikation, was mir allerdings kürzlich erst und mit einiger Verzögerung klar wird, denn bisher fand ich es zwar nicht hässlich, konnte aber nicht viel damit anfangen. - Ich lese sehr gerne Romane mit einer ereignisreichen Geschichte im Vorder- und historischem Geschehen im Hintergrund.
 An durch die Geschichte im Europa des vergangenen Jahrhunderts geprägten Ereignissen war das Leben des Bernhard Mares wahrlich nicht arm:
 In einer Straßenbahn geboren, beinahe nach Südamerika ausgewandert, immer von der Idee besessen, seine derzeitige Situation zu verbessern und im Leben etwas zu erreichen und zu bewegen. Einer aus früh gemachten Erfahrungen gezogenen Lehre folgend ist er wie oben bereits erwähnt jemand, der stets die Wahrheit sagt. Was sein abwechslungsreiches Leben allerdings nicht unbedingt einfacher macht.
 Er zieht als SS-Mann in den Krieg, wobei er glücklicherweise irgendwie darum herum kommt, die SS-typische Blutgruppentätowierung zu erhalten. Später gerät er in Gefangenschaft, wird noch später Parteisekretär in der tschechischen KP und kommt wiederum in das Gefängnis, von wo er letztendlich durch Alt-Nazi-Beziehungen als der letzte Kriegsgefangene frei kommt.
 Er sucht und findet seine Wurzeln, begreift, dass er trotz vieler widriger Umstände insgesamt gesehen seine Herkunft in Betracht ziehend großes Glück gehabt hat, und er begegnet seiner großen und merkwürdigen Liebe, die leider nicht glücklich endet, ihn jedoch sein Leben lang bewegen wird.
 Irgendwann lebt er auf einem Müllberg, wo er auf einen jungen Schriftsteller trifft, der an seinem ereignisreichen Schicksal großes Interesse zeigt, ihn befragt und nachhakt und genau zuhört. Und aufschreibt. Das Ergebnis sei dann eben dieses Buch.
 Ich habe das Buch interessiert gelesen, vor allem, da die dort geschilderten Dinge ja angeblich auf Tatsachen beruhen sollen, glaube aber nicht, dass es einen nachhaltigen Eindruck auf mich gemacht hat. Höchstens unter dem Aspekt, dass es veranschaulicht, wie wirr das 20. Jahrhundert war, wie verrückt es die Menschen durcheinander rüttelte und sozusagen als hilflose Papierschiffchen auf den Schicksalswellen Achterbahn fahren ließ, könnte ich es als gelungen ansehen.