Rezension

Interessante Gedanken zum Thema Demokratie

Wer wir sein könnten - Robert Habeck

Wer wir sein könnten
von Robert Habeck

Bewertet mit 4 Sternen

Robert Habeck, Autor und u.a. Politiker (Parteivorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen) hat mit diesem Buch seine Gedanken zum Thema Sprache und deren Auswirkungen auf die Menschen und das tägliche Miteinander niedergeschrieben.

Durch den Titel "Wer wir sein könnten" bin ich auf das Buch aufmerksam geworden. Da ich bereits viele Bücher aus dem KiWi-Verlag gelesen und gut gefunden habe, dachte ich mir, ich schaue mir mal an, was Herr Habeck auf 127 Seiten mitteilen möchte. Dieses kleine Buch hat mich sehr positiv überrascht. Ich hatte mir bisher keine Gedanken gemacht, wie weitreichend die Auswirkungen der Sprache sind. "Das Buch bleibt auf der Ebene der politischen Sprache. Das ist seine Grenze. Aber zu sagen, es handele nur von politischer Sprache, würde diese Grenze zu eng ziehen. Denn wie wir sprechen, entscheidet darüber, wer wir sind. Und wer wir sein könnten. ... Was wir aussprechen, wird Wirklichkeit. Lobe einen Menschen, und seine Freude darüber macht ihn selbstbewusster, kritisiere ihn, und er zweifelt an sich. .." (Seite 11) Weiter schreibt er auf Seite 16: "..weil Sprache eben eine konstituierende Funktion hat.". Diese Dinge sind einfach und klar, aber sind wir uns wirklich im Alltag bewusst, welche Auswirkungen unsere Sprache auf unser Umfeld hat?

Herr Habeck geht natürlich auf Grund seines politischen Hintergrundes sehr intensiv auf rechtsradikales Gedankengut und dessen Auswirkungen ein. Einigen Aspekten konnte ich vorbehaltlos zustimmen, wobei mir allerdings die starke Gewichtung auf dieses Thema etwas zuviel war.

Sehr gut gefallen hat mir auch dieser Abschnitt auf Seite 90: "Das Problem ist, dass wir einerseits mit Sprache die Welt verändern - zum Guten wie zum Schlechten -, aber dass Menschen andererseits auch ihre Selbstgewissheit verlieren, wenn sie nicht mehr wissen, wie sie ihre Sorgen oder Fragen artikulieren können."

Mein Fazit:

127 Seiten sind schnell gelesen und dieses Buch bietet viele interessante Ansätze, um darüber mit anderen ins Gespräch zu kommen, aber auch, um bereits bestehende Strukturen besser verstehen zu können bzw. sich derer erst bewusst zu werden.
Ich möchte mit einem letzten Zitat aus dem Buch schließen: "Das heißt nicht, nicht mehr auf Sprache zu achten. Im Gegenteil. Es heißt, viel umfassender auf Sprache zu achten und dabei stärker das zu beherzigen, worum es im Kern geht: um Verständlichkeit, Respekt, Anerkennung." (Seite 93) Ich würde dem noch den Aspekt Wertschätzung hinzufügen. Um wieviel lebenswerter würde sich unser aller Alltag gestalten, wenn sich die Menschen verstärkt auf diese positiven Aspekte ausrichten könnten?

Von mir gibt es vier Sterne und eine Leseempfehlung.