Rezension

Interessante Idee, aber Schwächen in der Umsetzung

Trees 1 -

Trees 1
von Warren Ellis

Bewertet mit 3 Sternen

Diesen Comic habe ich zufällig in der Bibliothek entdeckt und ohne großartig zu wissen, worum es geht, mitgenommen. Ob mir diese Überraschungslektüre zugesagt hat, erzähle ich euch jetzt.

Die stumme Bedrohung
Von einen Tag auf den anderen tauchen überall auf der Erde seltsame säulenartige Gebilde auf. Schnell ist klar: Sie stammen von Aliens, doch entgegen aller Erwartungen passiert nach dem Erscheinen, der als Bäume getauften Gebilde erstmal gar nichts. Weder zeigen sich die Aliens, noch kommunizieren sie und auch die Bäume scheinen nichts weiter zu tun, als stumm und teilnahmslos in der Landschaft zu stehen. Die Menschen arrangeren sich also mit ihnen, mehr oder weniger, udn wie sie das tun, das ist das Hauptthema dieses ersten Comicbandes.

“Sie stehen auf der Erdoberfläche. Wie Bäume. Üben still Druck auf die Welt aus. Als sei niemand hier.”
(Trees: Ein Feind von Warre Ellis und Jason Howard, Cross Cult, S. 10, Panel 1-4)

Der Autor setzt auf viele verschiedene Handlungsstränge. So begleiten wir ein Forscherteam in Norwegen, die Freundin eines Gangsters in Italien und einen jungen Künstler in China, dazu kommen immer wieder kurze Episoden im Rest der Welt, wie z.N New York oder Somalia. Ich mochte den globalen Blickwinkel, der es dem/die Leser/in ermöglicht, den Umgang der Menschen mit den Bäumen aus verschiedenen Teilen der Welt zu betrachten und zu sehen, wie diese auf unterschiedlichen Ebenen das Leben der Menschen verändert haben und auch Einfluss auf die (politischen) Machtgefüge nehmen. Dadurch wird “Trees: Ein Feind” mehr zu einer Geschichte über die Menschheit an sich, als über Aliens. Ellis setzt sich intensiv mit gesellschaftlichen Themen auseinander und beleuchtet unterschiedliche Perspektiven auf die Bäume. So finden wir in den unterschiedlichen Handlungssträngen u.a. einen wissenschaftlicher, einen politischer, einen künstlerisch/liberalen und einen opportunistischen Blick auf die ominösen Aliengebilde. Diese Herangehensweise verleiht dem Comic eine gewisse Tiefe und regt zum Nachdenken an, macht die Story aber auch schwer verdaulich. Man muss sich konzentrieren, um der Handlung zu folgen, der Comic ist definitiv nichts für eben mal zwischendurch.

In den vielen Handlungssträngen liegen aber auch die Tücken dieses Comics. Die Wechsel zwischen diesen sind nämlich sehr abrupt und auch sehr schnell. Dadurch wirkt der Comic stellenweise unruhig, unstrukturiert und verwirrend. Es fällt schwer, eine Bindung zu den einzelnen Charakteren aufzubauen, da man so schnell zwischen ihnen hin und her springt. Hat man sich in einer Szene orientiert, ist man auch schon fast durch, da bleibt nicht viel Raum zum näheren “Kennenlernen” der Figuren. Ein ruhigerer Erzählfluss und eine bessere Strukturierung der Handlungsstränge hätten dem Comic gutgetan, um dem/die Leser/in eine stärkere emotionale Bindung zu ermöglichen.

Der Zeichenstil des Comics ist in Ordnung, war aber für mich kein Highlight. Ein typischer amerikanischer Stil, der zwar ausdrucksstark in Mimik und Gestik ist, jedoch manchmal etwas eintönig daherkommt. Es wäre wünschenswert gewesen, wenn die Handlungsstränge optisch besser voneinander zu unterscheiden gewesen wären. Durch den gleichförmigen Stil, grade auch in der Farbgestaltung kann es schnell zu Verwechslungen kommen, wenn man sich fragt, wo und bei welcher Figur man gerade ist. Ein klareres visuelles Unterscheidungsmerkmal zwischen den verschiedenen Handlungssträngen hätte dazu beigetragen, dass die schnellen Szenewechsel nicht so verwirrend sind.

Fazit:
Insgesamt konnte Trees: Ein Feind zwar mit seiner Idee und den gesellschaftskritischen Themen punkten, um wirklich Spaß zu machen war mir der Comic aber zu unruhig und verwirrend erzählt, wodurch eine emotionale Bindung zu den Charakteren und der Geschichte mir nicht möglich war. Da ich alle drei Bände aus der Bibo habe, werde ich in die nächsten mal reinschauen. Gekauft hätte ich sie mir aber nicht mehr.