Rezension

interessante Sichtweisen und Interpretation von Bibelstellen

Gott ist Feministin -

Gott ist Feministin
von Mira Ungewitter

Die Theologin spricht aktuelle Themen an, bringt sie in Zusammenhang mit Bibelzitaten und religiösen Liedern, aber nicht auf trockene Art oder mit erhobenem Zeigefinger, sondern völlig wertfrei und teilweise mit der richtigen Portion Selbstironie und Humor. Inhaltlich ist das Buch in acht Kapitel gegliedert zu den unterschiedlichsten Themenbereichen, wobei mir zwei Kapitel besonders gut gefallen haben: „Schlampen wie wir“ und „Die Pastorin und das LVSTPRINZIP“, in dem sie über ihre Arbeitsbeziehung und Freundschaft zu Theresa Lachner, die einen Sexblog und Podcast erfolgreich führt. Im ersten der genannten Kapitel berichtet die Autorin von ihrer Erfahrung der Schuldzuschreibung in einem Priester*innenseminar, bei dem sie von einem jungen Paar erzählt, dass ungewollt schwanger wurde und ein Gespräch mit ihr gesucht hat und die Schuldzuschreibung durch andere Seminarteilnehmer*innen auf sie als Pastorin, da sie die Möglichkeit des Schwangerschaftsabbruches nicht von vorneherein kategorisch abgelehnt und dem Paar davon abgeraten hat. Gerade durch solche Schlüsselerlebnisse kann man sich selbst aber auch wiederum viel authentischer in die Situation von Hilfesuchenden hineinversetzen und mitfühlender agieren.

Zusätzlich gibt sie auch Einblicke in ihre Kindheit, wie es für sie war, mit einer berufstätigen und sehr religiösen Mutter aufzuwachsen, die im Vergleich zu anderen Müttern manchmal liberaler, manchmal strenger wahrgenommen wurde. Was haben diese Erfahrungen aus der Kindheit sie bis heute geprägt? Zudem erzählt sie, mit welchen Vorurteilen sie selbst täglich konfrontiert wird, als Frau, als Pastorin, die sich weltoffen zeigt, oder auch wenn sie neue Mitmenschen kennen lernt oder eine Beziehung eingeht. Das Buch gibt einen sehr guten Querschnitt über einige fast schon (Tabu-) Themenbereiche -ich hätte gerne noch ein paar weitere Kapitel gelesen.