Rezension

Interessante Thematik für jüngere Leser:innen

Der Riss in unserem Leben -

Der Riss in unserem Leben
von Barry Jonsberg

Bewertet mit 3.5 Sternen

Amy und Aiden wachsen in einer Welt auf, die durch die Folgen des Klimawandels nur noch mit viel Vorsicht und einigen Vorkehrungen bewohnbar ist. Den Zwillingen fehlt es dank des privilegierten Elternhauses an nichts, werden jedoch dazu angehalten, immer aufeinander aufzupassen – auch wenn das heißen sollte, Dinge tun zu müssen, die sie vielleicht nicht tun wollen. Nachdem Aiden bei dem Versuch Amy zu retten schwer verletzt wird, ist er oft in Gedanken versunken und deutlich verschlossener. Mit der Zeit ändert sich sein Verhalten erneut, doch Amy wird das Gefühl nicht los, dass sich etwas an ihrem Bruder verändert hat…
 
Zunächst muss ich etwas gestehen: Ich konnte Amy anfangs nicht leiden, was allerdings für die Geschichte spricht, denn ihre Charakterentwicklung habe ich (bis auf Ausnahmen im letzten Drittel des Buches) als sehr gelungen empfunden. Amy weist nur wenig Empathie und noch etwas weniger Selbstreflexion auf: „Es gab Leute, die mich für gemein und egoistisch hielten? Wie konnten sie nur?“. Außerdem hofft sie mit Angebereien – trotz Warnung ihres Bruders – Anschluss zu finden: „Es würde mich nicht überraschen, wenn alle mit mir befreundet sein wollten…“. Im starken Kontrast zu ihrer selbstzentrierten Art steht Aiden, der sich in erster Linie um Amys Wohlergehen sorgt. Im Laufe der Geschichte weitet sich ihr Blick auf die Dinge aber. Besonders hervorzuheben ist hierbei der Nebenstrang zu einer Beschwerde über eine Äußerung, die Amy belauscht und geahndet sehen will.
 
Es hat Spaß gemacht die Zwillinge zu begleiten, auch wenn das Buch keines war, das mich mitgerissen hat, wie z. B. Lifelike oder Die Tribute von Panem. Ich denke jedoch, dass mich die Geschichte früher sehr begeistert hätte und bewerte das Buch mit Blick auf eben diese deutlich jüngere Zielgruppe. Die Ansprache auch komplexerer Thematiken habe ich als sehr gelungen und für jüngere Leser:innen angemessen transportiert empfunden. Dennoch gibt es einige Aspekte, die ich kritisch beäuge, z. B. das Verhältnis der Eltern und ein Handlungsstrang, der verbale und körperliche Ausschreitungen beinhaltet, die in meinen Augen nicht ausreichend aufgelöst wurden.