Rezension

interessanter Erfahrungsbericht

Talking Dirty - Marischa Sommer

Talking Dirty
von Marischa Sommer

Bewertet mit 3.5 Sternen

Marischa Sommer ist gerade mit ihrem Studium fertig geworden, doch im Bereich des Journalismus oder gar Modejournalismus Fuß zu fassen, ist zu Zeiten, in denen selbst gestandene Redakteure von heute auf morgen ihre Jobs verlieren, nicht einfach. Allerdings haben sich im Studium Schulden angehäuft, die sie abbezahlen muss - und von irgendwas muss sie schließlich auch leben. Insofern glaubt sie an einen Wink des Schicksals, als ihr im Zug nach Hause Katharina begegnet, mit der sie sich nicht nur gut versteht, sondern die auch einen Job für sie hat: Als Koordinatorin bei einer Sex-Hotline.
Zunächst muss Marischa einen Monat lang als normale "Operatorin" von zu Hause aus telefonieren, dann darf sie ihre Schichten im Büro und zusätzlich von zu Hause aus arbeiten.
In "Talking Dirty" erzählt sie von ihrem Weg zu diesem Job, von den ersten Telefonaten, von den Reaktionen ihrer Freunde, von ihrem Leben mit der Hotline, aber auch von ihren skurrilsten Telefonaten.

Ich muss sagen, ich fand dieses Buch sehr interessant und informativ. Aus diversen Magazinen hatte auch ich mein Bild von der stöhnenden Frau, die parallel Kartoffeln schält, im Kopf. Dass dahinter irgendwo auch jemand sitzt, der das alles koordiniert, die Frauen bei der Stange hält, aber auch den Überblick behält, wer gerade eingewählt ist und wie lange telefoniert, war mir so nicht klar.

Bei den Gesprächen bleibt Marischa zunächst auf Distanz, aber man merkt ab etwa der Hälfte des Buches, dass sie immer tiefer in ihrer Arbeit versinkt und sich auch nicht mehr so richtig um eine Stelle im Journalismus bemüht.

Das Buch liest sich zwar flüssig, aber zwischendurch musste ich es einfach weglegen. Sehr gestört hat mich das letzte Kapitel. Es lässt einen sprachlos zurück und nachdem man vorher schon so einiges gelesen hat, hätte es das eigentlich nicht mehr gebraucht. Auch wenn es natürlich konsequent ist, dass sie sowohl von ihrem ersten als auch ihrem letzten Gespräch schreibt.

Fazit: Für Fans von Biographien und Beschreibungen etwas anderer Berufe durchaus zu empfehlen.