Rezension

Interessanter Italien-Krimi

Saltimbocca
von Bernhard Jaumann

Bewertet mit 4 Sternen

"Saltimbocca" ist ein Krimi, in dem es um das Entstehen eines Krimis geht: Ein nicht wirklich erfolgreicher deutscher Schriftsteller recherchiert in Rom für sein neuestes Buch. Bereits 4 Krimis sind von ihm erschienen, in diesem 5. und letzten Band geht es um den Geschmackssinn, nach dem in den Vorgängerbänden bereits die anderen 4 Sinne behandelt wurden. Da der Schriftsteller über wenig Geld verfügt, kommt ihm eine geniale Idee: Er spricht in der Trattoria Pallotta vor, erzählt von seinem Buchprojekt und bietet an, gegen ein paar Tage freie Kost, das Restaurant in seinem Buch in den Mittelpunkt des Geschehens zu stellen und damit kräftig die Werbetrommel zu rühren. Zu seinem eigenen Erstaunen ist der Inhaber Pallotta sofort damit einverstanden und so wird der Schreiberling mit köstlichen italienischen Gerichten versorgt, während er das Restaurant, den Inhaber, die Angestellten und die Gäste immer näher kennen lernt und in seinen Roman einfließen lässt. So stirbt in seinem Buch ein Restaurantkritiker und der Inhaber des Restaurants wird des Mordes verdächtigt. Sein Privatdetektiv Brunetti wird in diesen Fall hineingezogen und ermittelt an bekannten Orten in Rom. Und plötzlich beginnen Wirklichkeit und Roman sich zu vermischen. Der Autor hat das Gefühl, dass jemand sein Manuskript gelesen hat und ihm durch Nachstellen der von ihm geschriebenen Szenen einen Strick drehen will. So wird ein von ihm vorgesehener Giftanschlag auf eine Frau plötzlich Wirklichkeit: Das Restaurant erhält eine anonyme Giftdrohung und am Nachbartisch in der Trattoria bricht plötzlich eine Frau vergiftet zusammen....

Das Buch ist interessant geschrieben. Hier werden 2 Erzählstränge neben einander aufgebaut: Zum einen der Realitätsteil, der aus der Sicht des Buchautors in der Ich-Erzählweise geschrieben ist und zum anderen der entstehende Roman, welcher in der 3. Person geschrieben ist. Das ist oft leider auch das einzige Merkmal, woran man unterscheiden kann, in welchem Teil man sich gerade befindet. Diese Erzählweise ist sicher relativ einzigartig für einen Krimi und mal etwas anderes. Da sich die Handlungsstränge aber immer mehr annähern, wird es dann mit Fortschreiten der Geschichte doch sehr verworren und anstrengend. Was mir sehr gut gefallen hat, war die Schilderung der italienischen Lebensart, der Sehenswürdigkeiten und natürlich der opulenten italienischen Mahlzeiten, die einen großen Teil des Romans einnehmen. Man fühlt sich wirklich mitten im Geschehen. Auch sprachlich finde ich den Roman wirklich sehr gelungen, sehr ansprechend und intelligent geschrieben. Das Ende fand ich aber leider gar nicht überzeugend, da hatte ich eher das Gefühl, als müsste das Buch schnell zu Ende gebracht werden, das hätte ausgereifter sein können. Punktabzug aufgrund des Endes und der teils verworrenen Erzählweise. Ansonsten aber ein toller interessanter Krimi für Italienfans.