Rezension

Interessanter Mix

Der Turm der Könige
von Nerea Riesco

Bewertet mit 4 Sternen

Im Jahre 1248 ergibt sich der maurische Herrscher Axataf König Ferdinand III. von Kastilien. Damit die Giralda, das Minarett der maurischen Moschee, nicht in Christenhände fällt, wollen die Mauren den Turm abreißen. Die Christen sind allerdings dagegen und da die beiden Parteien sich nicht einigen können, beschließen sie, dass ein Schachturnier über das Schicksal des Bauwerks entscheiden soll. Die Partei, die als erste drei Schachpartien gewinnt, soll frei über den Turm verfügen dürfen. Doch fünfhundert Jahre später gibt es noch immer keinen Sieger. Leon de Montenegro ist der Auserwählte, der die alles entscheidende Partie für die Christen spielen soll, doch das wollen mächtige Gegner um jeden Preis verhindern....

Meine Meinung

Das Buch beginnt mit einem Prolog und ist dann in drei große Abschnitte unterteilt. Normalerweise gehe ich in meinen Rezensionen nicht auf die Aufmachung des Buchs ein, doch die Gestaltung von "Der Turm der Könige" gefällt mir sehr gut. Der Schutzumschlag lässt sich ausklappen und auf der einen Seite befindet sich eine alte Karte Sevillas und auf der anderen kann man Bilder der Kathedrale betrachten. Außerdem befindet sich ein Grundriss der Kathedrale von Sevilla am Anfang und Ende des Buchs, sodass man sich mühelos orientieren kann.

Aufgrund der Inhaltsbeschreibung hatte ich zunächst die Befürchtung, dass die Erzählung nicht meinen Geschmack treffen könnte, da ich mich nicht für Schach interessiere. Doch diese Bedenken erwiesen sich schnell als grundlos, denn die Autorin versteht es hervorragend verschiedene Themenbereiche zu vermischen. Fans von historischen Romanen, Familiengeschichten, Abenteuerromanen und spannenden Geschichten, in denen man einem Geheimnis auf die Spur kommt, dürften gleichermaßen auf ihre Kosten kommen. Gut abgestimmt ist dieser Mix mit einem wohldosierten Liebesanteil, wobei man allzu romantische Verwicklungen, die sich zu sehr in den Vordergrund der Geschichte drängen, hier nicht zu befürchten braucht.

Im Mittelpunkt der Erzählung steht die Familie de Montenegro. Die einzelnen Familienmitglieder und ihr Heim, eine Druckerei in Sevilla, werden detailliert beschrieben. Es gelingt der Autorin, die Protagonisten und ihr Umfeld lebendig darzustellen. Dadurch fühlt man sich an den Handlungsort versetzt und kann sich die beschriebenen Orte gut vorstellen. Die facettenreichen Charaktere werden mit all ihren Stärken und Schwächen beschrieben, sodass man umgehend Sympathien aufbaut oder spontane Abneigungen fasst. Ganz nebenbei fließen historische Ereignisse in die Handlung ein, sodass der Roman authentisch wirkt. Das Schachspiel, bzw. die abenteuerliche Suche nach den verschwundenen Regeln, zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Allerdings nimmt dieser Handlungsteil nicht so viel Raum ein, wie ich aufgrund der Inhaltsbeschreibung angenommen hatte. Denn der Fokus der Handlung ruht auf der Familie de Montenegro und zeigt, wie eng ihr Schicksal mit der zu spielenden Schachpartie verknüpft ist.

Der Schreibstil ist flüssig und angenehm lesbar. Man kann den generationsübergreifenden Ereignissen gut folgen und kommt auch ohne Schachkenntnisse aus. Obwohl die Geschichte durchgehend interessant ist, kommt die Spannung leider manchmal zu kurz. Die ausufernden Beschreibungen der Protagonisten und der Handlungsorte, lassen diese zwar sehr lebendig wirken, doch das geht oft zu Lasten des Spannungsbogens. Denn so wirken einige Handlungsteile langatmig und man hat das Gefühl, dass die Erzählung etwas auf der Stelle tritt.

Insgesamt gesehen habe ich mich aber überraschend gut unterhalten. Durch die Mischung der verschiedenen Themenbereiche war ich durchgehend an der Handlung interessiert. Deshalb bewerte ich den Roman auch mit begeisterten vier von fünf Sternen. Den einen ziehe ich allerdings ab, da die Erzählung stellenweise etwas langatmig auf mich wirkte.