Rezension

Interessanter True-Crime-Thriller

Schwesterntod -

Schwesterntod
von Eva-Maria Silber

Bewertet mit 3.5 Sternen

Im Jahr 1987 verschwinden die beiden Schwestern Claudia und Susanne Bosman, wenige Tage später werden die Mädchen tot aufgefunden. Abgelegt an unterschiedlichen Orten. Schon bald verstrickt sich ihre Mutter Heidrun in ein Netz aus Lügen und gerät damit in den Blick der Ermittler. Im Prozess wird sie für Schuldig befunden und erhält eine lebenslängliche Haftstrafe. Doch 25 Jahre später legt der Vater der Mädchen, Roland Bosman, bei einer unbekannten Zeugin ein Geständnis ab. Heidruns Anwalt will den Fall neu aufrollen und erhält dabei Hilfe von Marie-Louise Rebell und ihrer Schwester Marte Campferbrinck. Die beiden Gründen die deutsche Fraktion von „Judges for Justice“, eine Organisation die versucht unschuldig Inhaftierten zu helfen und die jeweiligen Fälle neu aufzurollen. Marie-Louise war einst als Staatsanwältin in den Fall verwickelt – und ist nach wie vor überzeugt davon, dass Heidrun Bosman unschuldig ist.

„Schwesterntod“ ist ein Tru-Crime-Krimi, der auf dem „Fall Weimar“ beruht. Daher kam auch mein Interesse an dem Buch, nachdem ich eine Doku über diesen Fall gesehen hatte. Großteils orientieren sich die beiden Autorinnen sehr nahe an diesem Fall und mischen auf faszinierende Art Realität und Fiktion. Eva-Maria Silber und Kirsten Wilczek bringen ihr juristisches Fachwissen gut ein, sodass es nicht nur um den Fall geht, sondern auch um die Frage, wie viel Verlass auf den Rechtsstaat ist. Und wozu es führt, wenn dieser kritisiert wird.

Die beiden Protagonistinnen Marie-Louise und Marte sind absolut sympathisch. Obwohl sie Schwestern sind und dem gleichen Fach nachgegangen sind, könnten sie unterschiedlicher nicht sein. Dadurch kommt es teilweise zu amüsanten Kabbeleien zwischen den beiden, wobei immer klar ist, dass sie sich sehr nahestehen. Trotz der Dramatik der Geschichte, bringen einen die Dialoge zwischen den beiden oft zum Schmunzeln. Auch Heidrun Bosmans Anwalt Strättge ist ein interessanter Charakter. Anhand ihrer Haltung gegenüber ihm, werden die Unterschiede zwischen Marie-Louise und Marte nochmal deutlicher.

Erzählt wird die Geschichte auf zwei Zeitebenen: 1987, nach dem Mord, sodass man Einblick in die damaligen Ermittlungen erhält, und 2010, als der Fall neu aufgerollt wird. Wobei ich persönlich sagen muss, dass die eingestreuten Kapitel zum Jahr 1987 nicht ganz so gut gefallen haben. Bonus war für mich, dass hier nochmal gezeigt wurde, wie es Frauen zur damaligen Zeit ging. Dies geschieht vor allem durch den Ermittler, der durch seinen Rassismus und Sexismus nicht nur voreingenommen, sondern auch durch und durch unsympathisch ist.

Das Buch lässt sich, trotz der harten Thematik, locker lesen, was vor allem am Schreibstil liegt. Er ist sehr Dialoglastig, was mich stellenweise etwas gestört hat. Für mich war nicht zu jedem Zeitpunkt wirklich eindeutig, wer gerade spricht – da hätte ich mir etwas mehr Umgebungsbeschreibungen gewünscht.

Dennoch hat mir das Buch insgesamt ganz gut gefallen.