Rezension

Ein interessanter True Crime

Schwesterntod -

Schwesterntod
von Eva-Maria Silber

Bewertet mit 5 Sternen

1987 werden die beiden Schwestern Susanne und Claudia Bosman als vermisst gemeldet und ein paar Tage später ermordet an verschiedenen Plätzen aufgefunden. Der ermittelnde Kriminalkommissar Peter Reinhardt hat sich schnell auf die Mutter Heidrun eingeschossen. Die junge Staatsanwältin ermittelt dagegen in alle Richtungen und wird bald aus den Ermittlungen ausgeschlossen.

25 Jahre später soll der Vater der Kinder gegenüber einer Bekannten ein Geständnis abgelegt haben.

Marie-Louise Rebell und ihre Schwester Marte Campferbrink gründen eine deutsche Niederlassung der amerikanischen „Judges for Jusice“ und wollen den Fall wieder aufrollen. Nur die immer noch in Haft sitzende Mutter möchte das nicht. Warum???

 

An die Berichterstattung im Fall des Mordes an Melanie und Karola Weimar 1986, dem diese Geschichte nachempfunden ist, kann ich mich noch gut erinnern.

Hier geht es ebenfalls um zwei kleine Mädchen, bei denen lange nicht geklärt werden konnte, wer der/die Täter*in war. Die Auflösung hat mich dann doch erschüttert. Eine Frage bleibt bei mir: Wie kann ein Täter so viele Jahre mit der Schuld leben, in dem Wissen, dass ein Unschuldiger seine Taten büßén muss.

Ich finde die beiden Schwestern Marte, Richterin, und Marie-Louise, ehemalige Staatsanwältin, die den Fall von damals noch mal aufrollen, sehr gut dargestellt. Ihre witzigen Dialoge, wie sie nur Schwestern oder gute Freundinnen führen können, haben mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht. Obwohl es bei dem Fall ja eigentlich nichts zum Lachen gibt.

Die junge Staatsanwältin von damals ist Marie-Louise Rebell und die ist sich heute noch sicher, dass Heidrun Mulders unschuldig einsitzt.

Die Geschichte spielt nicht nur im Jahr 2010, wo die beiden Frauen den Fall neu aufrollen, sondern beziehen in Rückblicken und Zeugenaussagen immer wieder das Jahr 1987, wo die Taten geschahen, mit ein. Ich finde das Damals durch die Jahreszahl und die kursive Schrift sehr gut gekennzeichnet. So wusste ich immer genau, wo ich mich gerade befinde.

Es zeigt auch sehr gut, wie sich das gesellschaftliche Leben und vor allem das Frauenbild seit damals geändert haben.

Der Schreib- und Erzählstil ist leicht und flüssig zu lesen. Vor allem finde ich die Geschichte sehr gut dargestellt. Die „Judges for Jusice“ erleben auch immer wieder kleine Rückschläge, lassen sich aber davon nicht von ihrem Vorhaben abbringen, bis sie der Wahrheit endlich auf die Spur kommen. Das erzeugt eine stille Spannung, die sich bis zum Ende hin hält.

Mit hat die Aufarbeitung des Falles sehr gut gefallen, aber wegen des Schicksals von Heidrun auch traurig gemacht.