Rezension

Interessantes Thema etwas zu oberflächlich umgesetzt

Die Glasschwestern - Franziska Hauser

Die Glasschwestern
von Franziska Hauser

Bewertet mit 3 Sternen

Ein dummer Zufall will es, dass die Männer der Zwillingsschwestern Dunja und Saphie am gleichen Tag ums Leben kommen. Während Dunja ihrem Winne, von dem sie schon vorher getrennt  lebte, nicht wirklich hinterher trauert, bricht für Saphie, nachdem sie den Tod von Gilbhart realisiert hat, erst einmal die Welt zusammen. Dunja lässt ihre beiden erwachsenen Kinder Jules und Augusta in der Stadt zurück und zieht zu Saphie, die in einem Dorf an der ehemaligen innerdeutschen Grenze ein Hotel führt. Beide versuchen mit dem Tod ihrer Männer umzugehen, wobei ihre Schwester Lenka keine große Hilfe ist.

Die Sprache des Romans ist wunderschön, fast schon poetisch, wenn auch am Anfang ein wenig gewöhnungsbedürftig. Besonders gut gefallen haben mir die kleinen Zitate, die als Überschriften für die einzelnen Kapitel dienen.

Der Leser wird direkt in die Geschichte eingewoben, in dem der Tod der beiden Männer ohne Vorwarnung gleich zu Beginn erfolgt. Allerdings bleibt der daraus erwachsene Spannungsbogen eher unaufgeregt und flach. Hier bleibt die Entwicklung auf einer gewissen Ebene stehen. Selbst die Erwähnung eines damals gegrabenen Fluchttunnels vermag es nicht , die angedeutete Spannung in den Verlauf der Geschichte zu übernehmen, und verschwindet schon bald wieder im Dunkel.

Die Entwicklung der beiden Hauptfiguren Dunja und Saphie geht dafür umso sprunghafter weiter. Während Dunja sich allmählich mit dem Tod von Winne abfindet, die Verantwortung für ihre erwachsenen Kinder abgeben kann, und sich mit dem neuen Leben arrangiert, fällt Saphie quasi von einer Seite auf die nächste in ein tiefes depressives Loch, aus dem die anderen sie mühsam wieder heraus holen müssen. Während alle dem erfährt der Leser in kleinen Rückblicken und Erinnerungen immer wieder Details aus der Familiengeschichte. Dennoch bleiben die Personen allesamt für mich wenig greifbar und ein wenig oberflächlich, ich habe eine gewisse Tiefe und Nahbarkeit bei allen vermisst.

Die Geschichte besitzt insgesamt schon ein gewisses Potential, das die Autorin leider nicht voll ausgeschöpft hat. Trotz allem ist ein interessantes Buch entstanden, das einen gewissen Unterhaltungswert besitzt.