Rezension

Dieser Roman lässt sich wahrlich schwer in eine Schublade stecken.

Die Glasschwestern - Franziska Hauser

Die Glasschwestern
von Franziska Hauser

Bewertet mit 3 Sternen

Es geht um Schwestern die an der ehemals deutsch-deutschen Grenze aufgewachsen sind.
Ihr Vater war Glasbläser und er hat diesen Beruf bis zur Wende ausgeführt.
Dunja heiratet und zieht in die Stadt, Saphie blieb im Dorf und leitet mit ihrem Mann ein Hotel.
Was den beiden Schwestern nun widerfährt, ist doch ein mehr als ein Zufall.
Beide Ehemänner sterben gleichzeitig. Daraufhin zieht Dunja aus der Großstadt zurück ins kleine
Grenzdorf ihrer Kindheit und zu ihrer Schwester ins Hotel.

Ein Familienroman über Lebensplanungen und vor allem über Veränderungen. Die Schwestern entwickeln
sich gegensätzlich und haben beide ihre Midlifecrisis so kurz vor dem 40. Geburtstag. Aber auch die
Schwester Lenka und die Kinder von Dunja haben mit sich zu tun. Es geht um Homosexualität, Umweltaktivismus,Kommunen, Selbstfindung bis zu ungeklärten Vaterschaften. Alle müssen sich der Vergangenheit stellen um in Zukunft ruhig Leben zu können.

Die Schreibweise ist sehr schön und die Kapitelüberschriften kleine poetische Highlights.
Die Autorin wollte die Veränderungen und Entwicklungen der Charaktere beschreiben. Dazu hat sie auch ganz besondere Namen ausgewählt. Altdeutsche Monatsnamen, weil auch der Handlungszeitraum ein ganzes Jahr durchläuft.
Auch die Landschaftsbeschreibungen sind wundervoll formuliert.

Leider hat der Roman einige Längen. Vor allen, wenn es um Saphies Gedankengänge geht.
Es ist zeitweilig sehr langatmig und nicht einfach diese komplizierten und verqueren Gedanken zu verfolgen.
Die Autorin verliert sich immer wieder in Nebensächlichkeiten. Das alles bremst den Lesefluss gewaltig
Die Konsequenz ist, man verliert den Faden und die Lust weiterzulesen.

Schade, es sind einige gute Ansätze vorhanden aber im Großen und Ganzen ist es eine Geschichte, die den Leser
nicht in den Bann zieht. Dazu kommen die Charaktere. Sie sind zwar gut gezeichnet, aber man kann sich
nur schwer mit ihnen identifizieren. Menschen, verwoben und verstrickt in ihren Problemen und Sorgen,
scheinen sie manchmal nicht alltagstauglich.
Sie bleiben fremd, es ist schwer sie zu verstehen, sich in sie hineinzuversetzen.
Dieser Roman lässt sich wahrlich schwer in eine Schublade stecken.
Ein recht ungewöhnlicher Roman, der zeigt, was eine Familie alles aushalten muss bzw. kann.