Rezension

Intermezzo in Indien

Judith goes to Bollywood - Judith Döker

Judith goes to Bollywood
von Judith Döker

Bewertet mit 3.5 Sternen

Mann weg, Job weg. Doch die Schauspielerin Judith Döker lässt sich nicht unterkriegen - für das ZDF soll sie eine Dokumentation drehen, also fliegt sie mit einem Schweizer Kameramann nach Indien. Mumbai ist das Mekka der Hindi - Filmindustrie, besser bekannt unter dem Begriff "Bollywood". Judith erlebt Indien als Land der Extreme - neben bitterer Armut gibt es auch protzigen Reichtum, bettelnde Kinder und Hauspersonal bilden einen großen Kontrast zu standesbewussten reichen Indern (das Kastenwesen wurde  in Indien zwar offiziell bereits abgeschafft, spielt aber inoffiziell wohl noch eine Rolle).

Das indische Zeitgefühl ist so gar nicht mit dem deutschen vergleichbar, Judith muss sich in Geduld üben und mehrstündige Verspätungen hinnehmen, doch das indische Credo - "Everything will fall into place", es werde  sich schon alles fügen, macht sie sich bald zueigen, denn als die ZDF - Doku "platzt", kehrt sie zurück in die ehemalige britische Kolonie, da sie sich trotz aller Widrigkeiten schon längst in Land und Leute verliebt hat...

Das Buch ist eine Mischung aus Reisebericht & Autobiographie, es liest sich einfach und unglaublich flüssig, ich konnte es nicht mehr aus der Hand legen!

Die Autorin berichtet von indischem Familiensinn, Fatalismus und einem Aufeinandertreffen von Tradition und Moderne, wobei sie anmerkt, dass im Gegensatz zum westlichen Individualismus der Gemeinschaftssinn viel ausgeprägter sei. Auch seien die Menschen freundlich und aufgeschlossen. Döker erzählt schöne und
schreckliche Anekdoten und gibt sehr persönliche Einblicke.  Auch ihre Beziehung spart sie nicht aus, daher hat man als Leser das Gefühl, mittendrin statt nur dabei zu sein.

Ein besonderes Bonbon sind die wunderschönen Fotos im Buch.

Ich fand es aber ein wenig schade, dass es kein Glossar und keine Fußnoten im Buch gab. Manches wurde im Text erklärt, anderes nicht, und im Zeitalter von Internetsuchmaschinen kann auch jeder Leser eine Eigenrecherche starten, aber für mich wären Glossar und Fußnoten  sozusagen das 'Tüpfelchen auf dem i ' gewesen. Durch sorgfältiges Korrekturlesen vor Veröffentlichung des Buches hätten ferner Rechtschreibfehler, Kommafehler und  kleine Flüchtigkeitsfehler vermieden werden können.

Fazit: Eine wunderschöne Lektüre, die das Fernweh weckt!