Rezension

Intrige der Vergangenheit

Jenseits der Zeit - Historischer Mystery-Thriller -

Jenseits der Zeit - Historischer Mystery-Thriller
von Michael Vahlenkamp

Bewertet mit 5 Sternen

„...Was, zum Henker, sollte jemand über ihre Vergangenheit herausfinden, dass ihnen heute noch schaden könnte?...“

 

Diese Frage stellt sich Marko, nachdem ihn sein Vater vor fremden Nachforschungen gewarnt hat. Noch ahnt er nicht, wie weit er selbst in die Geschichte verstrickt ist. Übrigens habe ich mir als Leser am Anfang ebenfalls diese Frage gestellt.

Beginnen wir mit dem Anfang: Editha hat das Haus ihres Großvaters in Oldenburg geerbt und zieht dort mit ihrem 3jährigen Sohn Timo ein. Beim Spaziergang durch die Straßen findet sie sich gedanklich in einem fremden Körper und in einer fremden Zeit wieder. Es sind nur wenige Minuten vergangen, als der Spuk zu Ende ist. Später findet sie auf den Boden in einer alten Truhe ein Tagebuch. Es scheint von einem ihrer Vorfahren zu sein.

Die Geschichte wechselt ins Jahr 1788. Jacobs Bruder ist Müller. Jacob hilft ihn, nutzt aber seine Zeit, um ein Buch zu schreiben. Auch er findet sich plötzlich in Edithas Körper wieder. In seinem Buch vermerkt er, wie die Zukunft auf ihn wirkt.

Der Autor hat einen spannenden Zeitreiseroman geschrieben. Die Geschichte vollzieht sich in drei Zeitebenen. Einmal begleite ich Editha in der Gegenwart bei ihrem Nachforschungen nach den Vorfahren, zum anderen erlebe ich, wie Jacob sich auf die Suche nach den Informationen über seine Eltern macht und letztendlich erfahre ich, wie die Intrigen des Barthel von Zölder 1768 begannen.

Es gibt noch eine vierte Ebene. Doch die möge der zukünftige Leser selbst herausfinden.

Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er passt sich gekonnt den Gegebenheiten an.

Schnell wird deutlich, dass der Müller in der Vergangenheit kein angesehener Beruf war. Jacob formuliert das so:

 

„...Schon als Kind konnte er keine Freunde finden, weil er der Müllerssohn war und daran hatte sich bis heute nicht viel geändert...“

 

Sein Bruder Herold ist ein Tüftler und ein begnadeter Techniker. Nach einem Anschlag auf die Mühle hat er eine Idee, wie er beim Wiederaufbau die Wasserkraft nutzen kann. Das wird detailgenau beschrieben. Damit ist er seiner Zeit weit voraus.

Jacob erfährt 1788, dass sie zwar bei den Müllersleuten aufgewachsen sind, aber ihre Eltern eigentlich zum Adel gehörten. Jetzt will er wissen, was vor 20 Jahren geschehen ist. Die Zeitverhältnisse werden gut dargestellt. Intrige und Machtbesessenheit, religiöser Wahn und Vertuschung sind nur einige der Themen.

Editha stößt bei ihren Nachforschungen auf den Namen von Zölder. Marko von Zölder ist einer der Nachkommen. Dessen Vater will Edithas Vorgehen mit aller Macht unterbinden und scheut auch vor Mord nicht zurück.

Immer wieder kommt es zur „Begegnung“ von Jacob und Editha. Dabei lernt Editha nach und nach, besser mit dieser Situation umzugehen. Ihre Schlussfolgerungen zieht sie aus der Lektüre des Buches und den kurzen Reisen in die Vergangenheit.

Die Geschichte zeichnet sich durch einen hohen Spannungsbogen aus. Dem Autor gelingt es, Veränderungen der Vergangenheit geschickt in die Gegenwart zu transportieren.

Am Schluss werden die meisten Fragen beantwortet. Allerdings werden auch einige wenige Schicksale nicht zu Ende geführt.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen.