Rezension

"Irgendwie hatte ich von meiner Depression mehr erwartet" - und etwas mehr von dem Buch

Morgen ist leider auch noch ein Tag - Tobi Katze

Morgen ist leider auch noch ein Tag
von Tobi Katze

Bewertet mit 4 Sternen

Ein ernstes Buch über das Leben mit einer Depression, über schockierende Ereignisse, wie beschissen das Leben sein kann und man trotzdem damit umzugehen weiß, plus eine große Portion Humor!

Inhalt
Tobi ist 29 Jahre alt, als er die Diagnose einer Depression bekommt. Für ihn eine "Wald-und-Wiesen-Erkrankung", mit welcher er trotzdem nicht umzugehen weiß.
Oft liegt er den ganzen Tag im Bett, unter einer Bettdecke aus Blei, mit einem Körper wie Blei und Gedanken wie Blei. Abends gelingt es ihm tatsächlich aus dem Bett zu kriechen und mit Freunden ein Bier zu trinken. 
Dies scheint für ihn die einzige Möglichkeit, seine innere Leere zu füllen.
Auf der Suche nach Gesprächspartnern und dem Grund für seine Depression, versucht er seinen Freunden und auch seinen Eltern von seiner Diagnose zu berichten.
Vor allem bei seiner besten Freundin findet er Unterstützung, denn auch diese trägt die Diagnose seit ihrem 15. Lebensjahr mit sich herum.

Beschreibung
Das Buch hat mich komplett eingenommen. Schon durch das Cover und den Titel, ließ sich erahnen, welches Leben der Protagonist führt und was den Lesern zwischen den Zeilen erwarten wird. 
Das zerwühlte Bett, die triste Bettwäsche, ein Bett, welches so hinterlassen wurde, wie man aufgestanden ist. 
Fast zu vergleichen mit dem Leben von Tobi.
Für mich ist das Buch ganz viel Mut und Stärke. 

Die Geschichte beginnt mit der Beschreibung des Protagonisten, der im Bett liegt und nicht aufstehen kann. Er spricht mit seiner Wäsche, weil niemand sonst in seiner Nähe ist und diskutiert darüber, weshalb er nicht aufstehen kann, die Wäsche nicht wäscht. 
Immer wieder kommen in diesem Buch ähnliche Szenen vor, in denen der Protagonist mit unterschiedlichen Objekten spricht. Ob mit seinen Medikamenten oder später sogar mit seiner Depression, die mit ihm an einem Tisch sitzt. 
Dies sind die Szenen des Buches, in denen sich der Leser mit der Welt und der schwere von Tobi's Depression auseinander setzen kann. 
Jedes Kapitel ist anders und doch wieder gleich, das macht das Buch zu etwas besonderem. 
Durch die Ich-Perspektive des Buches, kann sich der Leser noch besser in die Situation von Tobi hineinversetzen und seine Gedanken zum Leben und seiner aktuellen Situation nachvollziehen. 
Das gesamte Buch ist eher ironisch und mit schwarzen Humor bestückt. 
Für ein ernstes Thema, wie das einer Depression, vielleicht sehr passend, besonders für Jugendliche, die dieses Buch lesen könnten.
Für mich allerdings dadurch schwer zu lesen, da ich selber mit depressiven Menschen gearbeitet habe und somit ganz andere Seiten der Depression kennen gelernt habe.
Nun sind diese Menschen auch nicht im Alter von Tobi gewesen und hatten keine von Alkohol durchzechten Nächte hinter sich. 
Dennoch habe ich mir von dem Buch noch mehr erhofft, als nur ein ernstes Ende, in welchem die Depression und das Leben mit ihn nochmal genauer dargestellt wird. 

Fazit
Ein ernstes Buch über das Leben mit einer Depression, über schockierende Ereignisse, wie beschissen das Leben sein kann und man trotzdem damit umzugehen weiß, plus eine große Portion Humor!
Wer einen kleinen Einblick in solch ein Leben erhalten möchte, dem kann ich dieses Buch wärmstens empfehlen. Allen anderen Lesern, die sich mit Depressionen schon häufiger befasst haben, sollten sich nochmal über andere Bücher zu diesem Thema informieren. 

Von mir gibt es 4 Sterne, für diesen wunderbaren kleinen Eindruck und dem Nachempfinden können einer Depression. Wie das Gefühl ist, kein Gefühl zu haben, sondern voll Leere zu sein. 
Vor allem aber für ein Nachwort, dass den Leser zu Tränen rührt!