Rezension

Irlands Unabhängigkeitskampf

Der dunkle Weg - Susanne Goga

Der dunkle Weg
von Susanne Goga

Bewertet mit 4 Sternen

„Der dunkle Weg“, den Susanne Goga in ihrem neuen Roman beschreibt, ist der der irischen Freiheitskämpfer am Anfang des 20.ten Jahrhunderts. Geschildert werden die Entwicklungen und Geschehnisse die zum Aufstand 1916 in Dublin geführt haben aus der ungewöhnlichen Sicht einer jungen Deutschen, die 1912 eigentlich nur ihre irische Freundin Grace besucht, sich aber schnell in Land und Leute und schließlich in einen Arzt verliebt. Nach und nach lernt sie dieses kleine Land besser kennen und erlebt vor allem auch die Armut und Krankheit und Hunger der Arbeiterklasse und den Kampf gegen die Allmacht der Arbeitgeber hautnah mit. Zu ihrem Freundes- und Bekanntenkreis zählen bald auch einige Männer und Frauen, denen die irische Unabhängigkeit vom verhassten englischen Regime brennend am Herzen liegt und Ida wird Stück für Stück in die bevorstehende Rebellion hineingezogen und gezwungen Stellung zu beziehen und sich nicht nur zu entscheiden, wo sie zukünftig leben will sondern auch, ob sie dem Freiheitskampf der Iren zustimmen kann oder nicht.

Ida ist eine starke und innerlich schon sehr gefestigte junge Frau, die die Gabe besitzt, die Erlebnisse und die Menschen in Dublin durch intensive Bilder festzuhalten. Ihre Malerei verhilft ihr nicht nur zu finanzieller Unabhängigkeit, sondern die von ihr gemalten Bilder halten auch fest, was die Iren in dieser Zeit des Umbruchs erleben, wie ihr Alltag und ihr Kampf ums nackte Überleben und um nationale Stärke aussehen. Mir hat vor allem Gefallen, wie unbeirrbar sie an liebgewonnenen Menschen festhält, wie sie ihre Zuneigung und Unterstützung und auch ihre Gesinnung mit kleinen Mitteln zum Ausdruck bringen und intensiv vertreten kann.

Die Anfänge des irischen Freiheitskampfes werden eindringlich und verständlich geschildert, viele der Personen in diesem Roman sind historische Persönlichkeiten und Ida wirkt unter ihnen wie eine der ihren, als wäre sie nicht erfunden sondern hätte real gelebt. Susanne Goga versteht es, den Leser zu fesseln und ihren Personen Tiefe und Charakter zu verleihen und auch wenn es kein fröhliches Buch ist, so ist es doch eines, welches fesselt und das Interesse weckt für die Geschichte dieses grünen Landes mit seinen störrischen Helden und eigenwilligen Frauen.

Es ist aber auch ein Buch über eine junge Frau, die ihren eigenen Weg sucht, sich von den konventionellen Zwängen ihrer Eltern zu befreien, ein neues Land und ein neues Leben für sich zu entdecken und das Herz eines widerspenstigen, anfangs ziemlich abweisenden Iren zu gewinnen. Und dieser Weg ist keineswegs so dunkel sondern wird stetig  heller  und ist voller Liebe und Zuneigung. Also auch eine Geschichte für das Herz.