Rezension

Irrungen und Wirrungen

Engelmord - Bettina Brömme

Engelmord
von Bettina Brömme

Bewertet mit 3.5 Sternen

Seit drei Jahren ist Heiko verschwunden, Melinas großer Bruder. Durch Zufall entdeckt sie ihn auf einem Wochenmarkt an einem Stand einer religiösen Sekte. Um wieder an ihn heranzukommen, tritt sie dieser Sekte bei, wovon er aber nicht begeistert zu sein scheint. In dieser Gemeinschaft gibt es viele dunklen Geheimnisse. Und bald wird Heiko ein Mord angelastet. Doch Melina ist sich sicher: Heiko ist unschuldig...

Das Thema "Sekten" interessiert mich schon seit länger Zeit. Hier geht es zwar um eine rein fiktive Gemeinschaft, aber dennoch war ich auf die Gedanken und Ideen der Autorin gespannt.
Die Glaubensgemeinschaft ist selbst sehr gut dargestellt, was mir sehr gefallen hat. Gerade das fanatische Denken hat mich schockiert und auch Melinas Entwicklung. Ganz unbemerkt verändert sie sich nämlich auch.
Da diese Gemeinschaften so unberechenbar sind, gab es immer wieder überraschende Momente, mit denen ich nicht gerechnet habe, weil ich die Person ganz anders eingeschätzt habe. Leider werden diese Veränderungen nur oberflächlich geschildert, was ich sehr schade fand. Dadurch hat das Buch teils auch seine Faszination für mich verloren.

Die Spannung ließ zu wünschen übrig. Ich habe nie wirklich mitgefiebert und würde auch nicht sagen, dass es die Autorin so richtig schafft, Spannung aufzubauen. Manchmal plätscherte die Geschichte nur so vor sich hin, auch wenn die beschriebene Situation eigentlich ziemlich schlimm war. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie konnte mich das Buch in der Hinsicht leider einfach nicht packen.

Mit dem Ende bin ich leider nicht so wirklich warm geworden. Ich finde es unrealistisch, wie manche Personen sich am Ende verhalten und mit dem Erfahrenen umgehen. Es gab also auch kein sauberes Ende in meinen Augen.
Hin und wieder war es einfach zu sehr in die Länge gezogen, was ich sehr schade fand. Auch war es manchmal konfus, weil es enorme Zeitsprünge gab. Die Protagonistin, Melina, die alles aus ihrer Sicht in der Ich-Perspektive schildert, neigt nämlich dazu, immer in den Zeiten hin und her zu springen. Mal ist sie in ihrer Kindheit und dann wieder in der Gegenwart. Das war manchmal schon extrem ermüdend.
Schade fand ich es auch einfach, dass es keinen Perspektivwechsel gab. Ich hätte gerne einmal in den Kopf eines "infizierten" Sekten-Mitglieds gesehen, aber das war anscheinend nicht möglich.

Insgesamt war das Buch aufgrund seiner Thematik recht interessant. Dennoch bin ich enttäuscht, weil ich mir mehr Spannung erhofft habe. Es bleibt einfach ein fader Beigeschmack, weil meine Erwartungen nicht erfüllt wurden. In Bezug auf das Thema "Sekte" fand ich das Buch aber recht interessant. Noch einmal muss ich das Buch aber nicht lesen, weil es mich dafür einfach nicht so überzeugen konnte. Die Spannung habe ich hier vergeblich gesucht.