Rezension

Irving schwächelt also auch mal

The 158-Pound Marriage
von John Irving

Bewertet mit 2.5 Sternen

Zwei gutsituierte Ehepaare lassen sich auf das Projekt Partnertausch ein. Man findet Gemeinsamkeiten, auch außerhalb des Schlafzimmers. Die beiden Autoren haben die Schriftstellerei, die jeweiligen Partner entdecken, dass sie beide in Wien aufgewachsen sind. Es gibt genaue Regeln für das Prozedere und alles könnte so einfach sein; ist es aber natürlich nicht.

Ich formuliere es mal so: wäre das mein erstes Buch von Irving gewesen, ich hätte danach kein weiteres angefasst. Sowohl inhaltlich als auch stilistisch hat es einfach nicht gehalten was mir der Autorenname suggeriert hat. Die Figuren sind ihm gut gelungen, die Passagen in denen er die jeweiligen Lebensgeschichten aufrollt sind auch ganz ordentlich. Doch schon hier hätte ich wesentlich mehr Skurriles erwartet, das bleibt doch alles recht „normal“. Ungewohnt für Irving. Da die Story nicht chronologisch erzählt wird, erfährt man erst im Laufe des Buches wie die vier sich gefunden haben, auch da hätte ich doch einen ungewöhnlicheren Grund erwartet. In Irvings Büchern gibt es immer wiederkehrende Themen, das ist auch hier nicht anders. Eine der Personen, Severin Winter ist Coach der Ringermannschaft, er und Utch sind in Wien aufgewachsen, die beiden anderen sind Schriftsteller. Doch Irving überzeugt mich diesmal nicht, gerade das Ringerthema ging mir erheblich auf den Keks, weil es doch sehr dröge ausgebreitet wird. Insgesamt plätschert die Story vor sich hin, von sehr kleinen Lichtblicken mal abgesehen. Vielleicht ist das hier kein Buch für jemanden, der den Autor für seinen unvergleichlichen Humor, seinen Sinn fürs Skurrile und Makabre mag, sondern für den Leser, der gerne über Eheprobleme nachdenkt. Meins war es nicht.

Fazit: kann man sich sparen. Irving kann es erheblich besser.