Rezension

Island um 1900

60 Kilo Sonnenschein - Hallgrímur Helgason

60 Kilo Sonnenschein
von Hallgrímur Helgason

Bewertet mit 4 Sternen

Das harte Leben in Island um 1900,wo der Fortschritt auf sich warten lässt und man sich abends zusammenbindet, falls man von einer Lawine verschüttet wird.

Ich muss zugeben, dass ich die Romane falsch herum gelesen habe, nämlich erst 60 Kilo Kinnhaken und dann 60 Kilo Sonnenschein.
Einfach aus dem Grund, weil ich vom zweiten Teil ein Rezensionsexemplar hatte und nicht wusste, dass es dazu schon ein Vorgänger Buch gab.
Das hab ich jetzt nachgeholt und fand es auch nicht weiter schlimm, dass ich die Vorgeschichte später gelesen habe.
Ich habe mich über das Wiedersehen mit Gestur und dem eigentümlichen Fjord gefreut. Am Anfang liest man noch aus Sicht seines Vaters und Gestur ist noch ein Kleinkind. Man erlebt mit ihm wie es ist in einem einsamen Fjord in Island aufzuwachsen. Es spielt um die Jahrhundertwende 1900. Die meisten Menschen leben unter ärmlichsten Verhältnissen und fristen ihr Dasein als Knechte oder Mägde für Kost und Logis. Gestur lernt als Kind aber auch die andere Seite kennen und lebt zweitweise im Holzhaus eines wohlhabenderen Kaufmanns. Danach wieder in ein schäbige Torfhütte zurückzukehren fällt ihm sichtlich schwer. Außerdem gibt es einige Schicksalsschläge zu verkraften. Doch der Fjord befindet sich zunehmend im Umschwung. Der Heringsfang soll die Wende bringen. Von den Norwegern angestoßen zieht langsam ein neues Zeitalter in den kleinen Fjord ein und bringt den Menschen Hoffnung.
Es ist eindrücklich und wortgewaltig geschrieben. Man fühlt sich in der Zeit zurückversetzt, gefühlt um weit mehr als 100 Jahre. Der Fortschritt braucht wesentlich länger um auf der abgelegenen Insel voller Eis und Vulkane anzukommen. Umso faszinierender ist es unter welch widrigen Bedingungen die Menschen dort (über-)lebten.