Rezension

** Ist der Lack schon ab?? **

Lackschaden - Susanne Fröhlich

Lackschaden
von Susanne Fröhlich

Bewertet mit 4.5 Sternen

Was mir normalerweise gänzlich widerstrebt: Einen Teil einer Buchreihe zu lesen, wobei ich die vorherigen Werke der Autorin noch nicht kenne. Nun, manchmal lässt es sich jedoch nicht anders einrichten, bzw. manchmal geschieht das „Lesen in falscher Reihenfolge“ auch versehentlich. So auch bei „Lackschaden“ von Susanne Fröhlich. Ich weiß leider gar nicht mehr, in welchem Zuge ich mir dieses Buch zulegte, jedoch befand es sich schon seit geraumer Zeit auf meinem Kindle und wartete darauf, gelesen zu werden. Nachdem ich zuletzt einen Thriller gelesen hatte, wollte ich zur Abwechslung eine leicht zu lesende, lustige Lektüre wählen, die ich recht zügig lesen könnte.

 

Der Roman „Lackschaden“ handelt von Andrea Schnidt, die mit ihrem Mann, ihren zwei Kindern, ihrem Schwiegervater und einem alten, inkontinenten Hund in Hessen lebt. Andrea ist Mitte 40 und sowohl beruflich, als auch privat frustriert. Auf der Arbeit wird sie kaum noch wahrgenommen und Zuhause geht es ihr nicht anders: Die pubertierenden Kids ignorieren sie und raunzen sie an, wo es nur geht und ihr Mann hält sich nur noch in seiner Kanzlei oder auf dem Golfplatz auf. Einzig auf Rudi, ihren Schwiegervater kann sie sich verlassen, der jedoch viel mehr mit seiner Grabrede, als mit dem Leben beschäftigt ist.

 

Andrea merkt, wie ihr die aktuelle Situation immer weiter zusetzt und wie ihre Wut und ihr Unverständnis immer weiter ansteigen. Nur weil sie Mitte 40 ist, heißt es doch nicht, dass ihr Leben vorbei ist und sie einzig und allein für den Haushalt zuständig sein muss. Und so beschließt sie, künftig andere Seiten aufzuziehen. Auch in der Liebe läuft es gar nicht mehr, denn ihr Mann haben sich kaum noch etwas zu sagen und an Sex ist gar nicht mehr zu denken. Ebenfalls ein Zustand, der keinesfalls Bestand haben soll, findet Andrea. Natürlich weiß sie, dass sie einige Kilos zu viel auf die Waage bringt, aber dennoch heißt das ja nicht, dass man sich nicht mehr vergnügen darf. Als es mit ihrem Ehemann in den Urlaub geht – zu ihrer Wut in einen Golf-Urlaub – entschließt sie sich, ihr Ding durchzuziehen und ihren Mann zur Rede zu stellen: Will er diese Ehe überhaupt noch? Liebt er sie noch? Und die Frage, die noch viel schwerwiegender für Andrea ist: Liebt sie ihren Mann denn noch?

 

Eine wirklich lustige, unterhaltsame und leicht zu lesende Lektüre für Frauen, die einfach mal abschalten wollen. Mir hat das Lesen von „Lackschaden“ Spaß gemacht, wobei ich dieses Buch von Susanne Fröhlich nicht als „Meisterwerk“ bezeichnen würde. Aber nun der Reihe nach:

 

Ich kam von Anfang an sehr gut in die Story rein, obwohl ich die vorherigen Bücher der Autorin nicht kannte. Diese beschäftigen sich ebenfalls um das leicht chaotische Leben von Familie Schnidt. Die Charaktere sind übersichtlich gehalten und werden sehr gut beschrieben, so dass man sich schnell ein Bild von diesen Personen machen kann. Auch die Erzählersicht, die Sicht von Mutter Andrea, wurde hier hervorragend getroffen, denn sie ist es, die mit ihrem Leben hadert. Sie macht sich in diesem Buch sehr viele Gedanken über ihr Leben und ist dabei gnadenlos ehrlich zu sich und ihren Mitmenschen. Hin und wieder platzt ihr auch der Kragen und sie spricht aus, was sie denkt, wobei das nicht immer positiv aufgenommen wird.

 

Andrea Schnidt ist zwar oft übel gelaunt, aber man kann sich als Frau häufig in ihre Lage hineinversetzen. Wer lange in einer Beziehung ist oder Kinder Zuhause hat, wird diese Frau (zumindest stellenweise) verstehen. Wer hat sich nicht schon einmal darüber aufgeregt, dass vieles als selbstverständlich angesehen wird? Oder wer war nicht schon einmal in der Lage, dass er sich fragte, wie der Haushalt aussehen würde, wenn man einfach mal streikt? Andrea reagiert sicherlich des Öfteren über, aber hier und da kann man sich ein Schmunzeln dennoch nicht vergleichen. Sie durchlebt eine kleine, persönliche Revolution, was großen Lesespaß bringt. Ihre Eheprobleme sind da schon ein wenig ernstzunehmender und man merkt, dass dies ein Punkt ist, der die Frau sehr beschäftigt. Hier möchte man nicht in ihrer Haut stecken.

 

Alles in allem ein sehr unterhaltsamer, lustiger und stellenweise nachvollziehbarer Roman, der für ein kurzweiliges Lesevergnügen sorgt. Im Nachhinein bereue ich es natürlich wieder einmal, die vorherigen Romane noch nicht zu kennen, was aber weniger an der Nachvollziehbarkeit der Story, sondern vielmehr daran liegt, dass mir das Buch recht gut gefallen hat und ich gerne mehr über diese Charaktere erfahren hätte.