Rezension

Je suis Paris!

Das Herz von Paris - Caroline Vermalle

Das Herz von Paris
von Caroline Vermalle

Bewertet mit 5 Sternen

Guillaume ist geschieden, kümmert sich abwechselnd mit seiner  Ex-Frau um seinen Sohn Petit Baz und arbeitet in dem Reisebüro I love Paris als Fremdenführer, denn er ist ein echtes Sprachgenie. Nebenbei versucht sich Guillaume als Schriftsteller, einen kleinen Underground-Reiseführer über Paris hat er schon verfasst, der von seiner Chefin Josiane in Eigenregie herausgegeben wurde und in dem es um die abseits liegenden Pfade und den Untergrund von Paris geht. Schon seit längerem arbeitet Guillaume an einem Roman über Voltaire, kommt allerdings nicht richtig voran. Die Scheidung hat ihn viel Kraft gekostet und endlich scheint es, als habe er diese überwunden. An seinem Geburtstag trifft er sich schon seit Jahren immer mit seinen Freunden im Restaurant von Omar, doch diesmal ist etwas anders, denn auf einmal  trifft Guillaume der Blitz: er verliebt sich in Edie, seit 20 Jahren seine engste Freundin. Doch Edie gibt sich sehr zurückhaltend. Irgendwann kommen sich die beiden doch näher, doch nie sprechen sie über ihre Gefühle, bis Guillaume von Omar erfährt, dass Edie ihn schon seit 20 Jahren liebt. Guillaume kann es kaum glauben, aber in dem Moment, wo es ihm so richtig bewusst wird, verlässt Edie Paris und zieht nach New York. Wie kann Guillaume ihr beweisen, dass er es ernst mit ihr meint?
Caroline Vermalle hat mit ihrem Buch „Das Herz von Paris“ einen wunderschönen und gefühlvollen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, oftmals emotional, halt so, wie man sich die Franzosen vorstellt, wenn sie über das Leben und die Liebe philosophieren. Die Beschreibungen über Paris sind so wunderschön bildhaft, dass man sich fast blind in der Stadt zurechtfinden würde, als Kenner erinnert man sich umso lieber an die liebgewonnenen Ecken und Bezirke mit ihrem eigenen Charme. Der Roman wird in der Ich-Form erzählt aus der Sicht von Guillaume und gibt dem Leser tiefe Einblicke in sein Seelenleben und seine Gedanken- bzw. Gefühlswelt.
Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgestaltet, jeder von ihnen hat seine Eigenheiten, die ihn auszeichnen und doch ergänzen sich die einzelnen Personen des Freundeskreises auf wunderbare Weise, denn jeder steht für den anderen ein. Guillaume ist eher ein zurückhaltender Mann, der eine gescheiterte Ehe hinter sich hat, an der er fast zerbrochen wäre. Liebevoll kümmert er sich um seinen kleinen Sohn Petit Baz, insgeheim jedoch sehnt sich Guillaume danach, dass ihm noch einmal die  Liebe begegnet. Guillaume ist kein ehrgeiziger Mensch, doch auch er merkt, dass er wichtige Dinge vor sich her schiebt. Wie gut, dass seine Freunde ihn immer wieder daran erinnern. Omar betreibt ein vegetarisches Restaurant und wartet immer auf den richtigen Moment, um seiner Angebeteten Charlie einen Heiratsantrag zu machen, den Ring trägt er schon seit Wochen in seiner Hosentasche mit sich herum. Louis-Jean sieht aus wie ein Rocker, kleidet sich in Leder und verliebt sich jeden Tag aufs Neue, bis ihm die Richtige begegnet. Amanda ist Amerikanerin und als Aushilfe im Reisebüro tätig. Sie gehört noch nicht richtig zur Clique, bemüht sich aber sehr um einen Platz, doch als das nicht klappt, fährt sie mit ihrem hysterischen Getue allen die Parade. Edie ist eine patente, sehr sympathische Frau, die Guillaume seit 20 Jahren liebt, seit dem Moment, wo sie sich kennenlernten. Sie durchlitt die Hölle, als er eine andere heiratete, doch es gelang ihr, ihre Gefühle gegenüber Guillaume immer zu verbergen, während sie ihm weiterhin immer eine enge Freundin blieb.
„Das Herz von Paris“ ist eine zauberhafte Liebeserklärung an die Stadt Paris, seine Bewohner, an die Liebe und die Freundschaft. Vielleicht bedient er ein Klischee, doch wenn man die Stadt ebenso gut kennt, dann fühlt man sich beim Lesen irgendwie von dieser Liebe umhüllt und kann sie sogar nachvollziehen. Alle, die Paris wundervoll finden, werden diesen manchmal eigenwilligen Roman lieben. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!