Rezension

Jeder Mensch ist eine verrückte Insel, die sich für normales Festland hält

Im Innern der Seifenblase - Mathieu Carrière

Im Innern der Seifenblase
von Mathieu Carrière

Bewertet mit 4 Sternen

Und spielen wir ein Spiel! Denkt euch zu diesem Satz eine kuriose, dubiose, seltsame Geschichte aus. Mit den komischsten Menschen, die ihr kennt, der abgewracktesten Serie im Fernsehen. Denkt an Dinge, die zusammen keinen Sinn ergeben und an skrupellose Machenschaften. Fertig? Jetzt? Ganz sicher?

Und ich bin mir sicher, dass ihr nicht annähernd an so eine Geschichte gedacht habt wie 'Im Innern der Seifenblase'. Die ist nämlich so untypisch, so hardcore und so dumm, dass es für diese Geschichte schon wieder ein Kompliment ist.

Bob Bodenbauer war einmal ein berühmter, deutscher Schauspieler. Die Betonung liegt auf war, denn der arme Bob liegt im Koma. Warm weiß eigentlich nur er selber. Leider wird er für tot erklärt und ist nicht tot, die Bildzeitung schreibt einen Artikel und dann wacht Bob einfach so wieder auf.

Wäre ja kein Ding, wenn er sich erinnern könnte. Er hat alles vergessen. Wie bin ich Schauspieler? Muss ich alles selbst fühlen? Schauspielere ich nur? Ach und wie war noch mal mein Text?

Gut, dass die Asiaten zusammen mit den Deutschen eine neue Telenovela herausbringen sollen und dafür ist Bob der Mann. Oder nicht? Nebenbei wohnt er weiter bei seinem Arzt, der ihn an seiner Vergangenheit behindert oder sogar in Bobs Vergangenheit? Man weiß es nicht, Bob auch nicht und wir erst recht nicht. Und die Welt ist schlecht. Auch im Fernsehen.

Ich glaube nicht, dass jeder Fernsehstar einen Kinofilm drehen kann oder jeder Sänger, Schauspieler werden kann. Deswegen kann es auch möglich sein, dass ich nicht glaube, jeder Schauspieler kann ein Buch schreiben. Vielleicht Tagebuch, vielleicht so eine Art Selbsttherapie. Aber ein richtiges Buch mit handelnden Personen, Handlungsstrang, Aufregung, Spannung, Traurigkeit und so?

Bobs Geschichte ist nichts, was man allzu ernst nehmen sollte, nichts allzu aufregendes. Aber es ist ein Spiegel der Fernsehwelt. Wer mit wem, was möglich ist, wie produzieren wir Schrott. Ein bisschen wahres Leben wird Herr Carriere mit einfließen lassen, wenn er Bob auf das Set schickt und die Figuren sich nicht entwickeln dürfen.

Es gibt fixe Gedankenwechsel, ein müdes Auf und Ab von Bob, der sich Erinnern will, mal nicht kann und mal nicht darf. Das es einen Bösen gibt ist in der Welt des Fernsehens fast vorhersehbar. Aber ohne anzukündigen, wer es ist ein Buch zu schreiben, finde ich bühnenreif. Wer hier nämlich, wen und warum blieb mir lange verborgen. Oder ich habe einfach nicht aufgepasst, weil ich wie bei einer Telenovela einfach abgeschaltet habe.