Rezension

Jeder sollte eine Anna haben!

Mister God, This is Anna - Fynn

Mister God, This is Anna
von Fynn

Bewertet mit 5 Sternen

London, in den 1930ern: Der etwa 19jährige Fynn liest eines Abends die kleine Ausreißerin Anna auf der Straße auf. Er nimmt sie mit nach Hause und nachdem er gemeinsam mit seiner Mutter die Spuren der Misshandlung an Anna entdeckt, beschließen beide ihr ein neues Heim zu geben. Die wohl beste Entscheidung ihres Lebens, denn die Fünfjährige wirbelt mit ihrer Neugier und ihrem Wissensdurst ihr Leben gehörig durcheinander.

Diese Geschichte ist wirklich berührend und gibt zugleich einige Denkanstöße. Anna entdeckt alleine oder gemeinsam mit Fynn die Welt, macht sich Gedanken über physikalische Gesetze, Philosophie, Sprache, das menschliche Miteinander und kommt immer wieder auf ein Thema zurück: Mister God. Anna glaubt ganz fest an Gott, kann jedoch mit dem offiziellen Gebaren von Religion und Kirche nichts anfangen und betrachtet alles auf ihre ganz spezielle Art und Weise. Manchmal konnte ich mit ihren Vergleichen und Gedanken nicht allzu viel anfangen, warum Gott ein Radio sein sollte, hat sich mir beispielsweise nicht so recht erschlossen ; ) Trotzdem bieten ihre Thesen interessante Sichtweisen, auch wenn man selbst nicht zu den regelmäßigen Gesprächspartnern von Mister God zählt. Der andere Aspekt sind ihre kleinen Experimente was Physik, Mathematik und andere Naturwissenschaften angeht. Auch hier zeigt Anna, dass man mit einem veränderten Blickwinkel immer wieder Neues entdecken kann. Es macht großen Spaß mit ihr die Welt neu zu entdecken und so mancher Gedankengang hat mich zum Lächeln gebracht. Sie ist für ihr Alter wahnsinnig weise (ohne altklug zu sein), extrem neugierig, clever, zugegebenermaßen manchmal rotzfrech und einfach wahnsinnig sympathisch. Fynn erzählt ihre Geschichten rückblickend nach Annas Tod und man erwischt sich bei dem Gedanken, dass man dieses kleine spezielle Mädchen sehr gerne kennengelernt hätte. Es ist sehr traurig zu wissen, dass Anna wirklich gelebt hat und niemals alt werden durfte und man kann nur erahnen in welches Loch Fynn nach ihrem Tod gefallen ist.

Ein besonderes Schmankerl sind die zahlreichen Illustrationen, mit denen Fynn und Anna zusätzlich Leben eingehaucht wird.

Fazit: Man kann aus diesem Buch wirklich einiges mitnehmen und wenn man sich nur durch die rührende Geschichte über eine außergewöhnliche Freundschaft unterhalten lässt.