Rezension

Jeder spielt sein eigenes Spiel - spannend

Kristall - Spiel im Schatten
von Louise Williams

Bewertet mit 5 Sternen

Caitlyn Brown ist Lehrerin. Ihrem Freund Daniel zuliebe aber will sie den Beruf wechseln. Als sie unterwegs ist, fotografiert ein älterer Mann das Schaufenster, vor dem sie steht. Wenige Minuten später ist er tot.  

Die Autorin hat einen interessanten Roman geschrieben, der in verschiedenen Zeitebenen spielt. Während Caitlyn im Hier und Jetzt lebt, ist kursiv eine Reihe von Briefen eingefügt, die in der Vergangenheit entstanden. Der erste ist aus dem Jahr 1933 datiert.

Die Protagonisten wurden gut charakterisiert. Gleich auf den ersten Seiten ist spürbar, dass Caitlyn ausgezeichnet mit Kindern umgehen kann. Dafür ist ihr Verhältnis zu Daniel nicht frei von Widersprüchen. Seine besitzergreifende Art verschreckt sie etwas. Zu ihrer Familie, dem Vater und dem Bruder, hat sie eine liebevolle Beziehung. Ihre Mutter starb vor Jahren an Leukämie.

Schnell wird klar, dass es ein Geheimnis gibt, welches Caitlyn betrifft. Während sie von unterschiedlichen Personen beobachtet wird, ahnt sie lange nichts.  Nach und nach spitzt sich die Lage zu.

Der Roman ist äußerst spannend geschrieben. Am Anfang musste ich zwar erst einmal die Personen und Handlungsebenen in Gedanken sortieren, doch dann bin ich schnell in die Geschichte gekommen. Sie lässt sich zügig lesen und schwer aus der Hand legen. Dazu trägt bei, dass es gar nicht so einfach ist, herauszufinden, wer eigentlich Caitlyn beschützen möchte und wer sie bedroht. Jeder scheint sein eigenes Süppchen zu kochen.

Der Schreibstil gefällt mir. Nicht nur die Personen, auch die Landschaft und die Handlungsorte sind so exakt beschrieben, dass sofort ein Bild im Kopf entsteht. Hinzu kommt, dass die Handlung in verschiedenen Gesellschaftsschichten angesiedelt ist. Das zeigt sich auch in der Sprache und in den Themen, die im Gespräch gestreift werden. Die Autorin beherrscht den Umgang mit Metaphern und kommt in den Dialogen schnell zum Punkt.  Das bedeutet insbesondere, dass Caitlyn auf ihre Fragen nur ausgewählte und gut gesiebte Antworten erhält. Auch ich als Leser weiß meistens nicht viel mehr als die junge Frau. Somit liegt für mich lange Zeit der Schleier der Dunkelheit über der alten Geschichte, denn einige Fakten scheinen überhaupt nicht zusammenzupassen.

Man sollte vor dem Lesen wissen, dass es sich um den ersten Teil einer Geschichte handelt. Dadurch bleibt am Ende eine Reihe von Fragen offen.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Dazu hat nicht nur die abwechslungsreiche Handlung beigetragen, sondern auch die komplizierten Beziehungen zwischen und Protagonisten und nicht zuletzt der Themenkreis der Vergangenheit, der die Möglichkeiten des Heute in die Zukunft weiterdenkt und die Rassenlehre als unmenschlich darstellt.