Rezension

Josephines und ihre Visionen

Josephine Baker und der Tanz des Lebens -

Josephine Baker und der Tanz des Lebens
von Juliana Weinberg

Bewertet mit 4 Sternen

Josephine Baker - was für ein klangvoller Name. Aufgewachsen in den
Slums, arm, aber ehrgeizig, gelingt ihr eine schillernde Karriere. Diese
beginnt in einem kleinen Tanzetablissement, dort wird sie entdeckt und
nach Paris verpflichtet. Ihr Leben führt sie zunehmend exzentrisch: sie
hält ein Schwein und einen Papagei im Hotelzimmer, schafft eine
Schlange, weiße Mäuse und andere Tiere an, kauft teure Kleider, nimmt
sich Liebhaber. Es folgten Auftritte in Wien, Prag, Budapest, Zagreb
oder Amsterdam, sie wird umjubelt, aber es gibt auch Leute, die gegen
ihre freizügigen Auftritte und mangelnde Moral demonstrieren.
1940 erlebt sie den Einmarsch der Deutschen in Paris, wird eine Art
Spionin, die für die Résistance brauchbare Informationen beschaffen
soll. Später reist sie nach Marokko. Bei umjubelten Auftritten vor
Soldaten zeigt sie unermüdlichen Einsatz gegen die Segregation, kämpft
gegen die Ungleichbehandlung der schwarzen Bevölkerung. Ihr Plan für die
Zeit nach dem Krieg: zurück nach Frankreich und aus ihrem Anwesen einen
Vergnügungspark für Menschen aller Rassen und Konfessionen zu machen,
Kinder verschiedener Nationalitäten zu adoptieren.
Juliana Weinberg phantasiert Gedanken und Gefühle der Künstlerin, die
mitunter sehr pathetisch anmuten.
Josephine vertritt eine große Anspruchshaltung, ist oft ungerecht und
bürdet denen, die sie lieben, Unzumutbares auf.
Eine tolle Sängerin voller Visionen, aber hoffnungslos überfordert,
rücksichtslos und mir unsympathisch.
Roman aus dem Hause Ullstein.