Jugendliche Kapitalismuskritik
Bewertet mit 5 Sternen
Als Studentin Merle in der WG im Haus von Joel einzieht, hilft er ihr beim Einzug und erfährt dabei, dass sie einen erfolgreichen Blog zum Thema Nachhaltigkeit hat. Joel findet Merle ziemlich süß und versucht näheren Kontakt zu ihr aufzubauen. Nur zu gern lässt er sich von Merle einspannen, als sie eine Story übers Foodwasting bringen will. Joel schließt sich sogenannten Mülltauchern an, Leuten, die abends im Abfall von Supermärkten nach noch guten Lebensmitteln suchen. Was für Merle reichweitenstarker Content ist, entwickelt sich durch neue Kontakte für Joel bald zu mehr. Er lernt Leute kennen, für die das Retten von Lebensmitteln keine Ideologie ist, sondern existenziell, weil sie anders nicht über die Runden kommen. Und dann wird Joel eines nachts beim Containern von der Polizei erwischt – denn in Deutschland ist das Mitnehmen von Müll strafbar.
Das Buch fand ich richtig, richtig toll! Als jemand, der selbst eine Zeit lang Containern war, konnte ich mich in die Geschichte total gut hineinversetzen. Auch die Kontakte, die Joel während seiner Streifzüge macht, sind wie aus dem Leben gegriffen. Mir sind damals auch andere Mülltaucher begegnet, mit denen ich dann gerne vor Ort geteilt habe. Das Buch greift eine so wichtige Thematik auf, und beim Lesen habe ich mir gewünscht, dass unsere Gesetzgebung der französischen endlich nachzieht, denn dort ist es seit einigen Jahren verboten, dass Supermärkte Lebensmittel einfach entsorgen.
Wer ein Buch mit relevanter Substanz lesen möchte (oder dies seinen Kindern nahelegen will), der sollte zu diesem Buch greifen!