Rezension

Juliet Montague

Die Galerie der verschwundenen Ehemänner - Natasha Solomons

Die Galerie der verschwundenen Ehemänner
von Natasha Solomons

Bewertet mit 4 Sternen

Wie anders wäre ihr Leben verlaufen, wenn ihre Eltern sie Ethel genannt hätten, ein schön ordentlicher Name für das Kind jüdischer Eltern, die es rechtzeitig vor Generationen nach England verschlagen hat und die nicht zu den hippen Verwandten gehören. Doch in einem Anflug von Romantik hat die Mutter sie Juliet genannt. Und als 17jährige abenteuerlustige Romantikerin setzt Juliet alles daran, ihren Sehtest bei dem neuen Assistenten des Optikers George Montague durchführen zu lassen. Dieser verlässt sie allerdings nach ein paar Jahren, sie bleibt zurück mit zwei Kindern und ihrem tollen Namen, verheiratet und doch nicht verheiratet, beinahe das Schlimmste, was ihr in der jüdischen Gemeinschaft passieren kann, ist ihr Leben doch zum Stillstand verdammt. Mit dreißig jedoch entscheidet Juliet, so will sie nicht weitermachen und mit einem befreundeten Maler eröffnet sie eine Galerie.

 

Auch wenn die Geschichte erfunden ist, ist sie doch vom Leben der Großmutter der Autorin inspiriert. Auch diese wurde kurz nach dem Krieg von ihrem Mann verlassen und hat sich und ihren Kindern mit großer Zielstrebigkeit ein gutes Leben aufgebaut, alles daran gesetzt, den Kindern ein Besseres zu ermöglichen. Die Kraft und Energie, die die echte Großmutter dabei aufgebracht hat, spiegelt sich auch in der Gestalt Juliets wieder. Soweit es geht widersetzt sie sich der Enge der Gemeinschaft, in der sie nahezu wie eine Aussätzige behandelt wird, weil ihr Mann verschwunden ist. Sie soll ihn freundlich willkommen heißen, wenn er zurückkommt. Nur der Mann kann sich scheiden lassen. Welch eine Vorstellung in der heutigen Zeit. Doch Juliet beginnt in dem Moment ihr eigenes Leben zu führen als sie anstelle des Kühlschranks ein Portrait erwirbt. Die Liebe zur Malerei, die sie schon als Kind beflügelte, bricht sich nun die Bahn. 

 

Der Bruch mit den gesellschaftlichen Konventionen, eine Emanzipation zu einer Zeit und in einer Schicht, die es dieser wunderbaren Frau alles andere als leicht gemacht haben. Auch wenn Juliet nicht völlig ausbricht, erreicht sie doch so Manches, sie findet einen Beruf, den sie liebt, eine große Liebe und schließlich führt sie ein selbstbestimmteres Leben als es den Frauen normalerweise möglich war. Sie lässt sich nicht unterkriegen, sie gibt nicht auf - ein sympathisches Vorbild, dem man gerne nacheifern möchte.