Rezension

Kann das funktionieren?

Shenzhen - Zukunft Made in China -

Shenzhen - Zukunft Made in China
von Frank Sieren

Bewertet mit 3 Sternen

Hier ist der Fokus des Buches eindeutig im Untertitel zu suchen. Denn wenn sich die ersten beiden Kapitel, Wohnen und Mobilität, noch sehr mit der Beschreibung der Stadt und ihrem starken Akzent auf Elektro-Mobilität befassen, rutscht der Rest stark in die Pandemiethematik ab und erklärt mit den Themen Überwachung, Vernetzen, Assistieren und Heilen, wie gut China und insbesondere natürlich Shenzhen dem Virus die Stirn bieten konnte und als erstes Land der Erde wieder "coronafrei" war. Hier hat sich der Autor leider etwas zu früh festgelegt.
Shenzhen entstand aus einer Sonderwirtschaftzone am "Rande" von Hongkong und ist ein Vorzeigeobjekt für den Westen, ein Experiementierplatz für die Öffnung Chinas zur Weltwirtschaft und ein Hoffnungsträger für den Fortschritt. Weitab von Peking genießt die innovative Schicht der neuen chinesischen Unternehmer eine Freiheit, die im Einklang mit seiner Nachbarstadt und der Ausrichtung nach Süden, die letzten Jahre wahre Wunder vollbracht hat. Aus dieser Stadt kommen die Gründer erfolgreicher chinesischer Firmen wie zum Beispiel Huawei. Architekten und Erfinder dürfen sich hier austoben, solange sie keine kritischen Worte gegen die Partei erheben. Dem Begründer von Huawei auf das Uigurenproblem angesprochen, laviert sich dieser auch sehr diplomatisch aus der Affaire. Kein Land sollte sich in die Politik eines anderen Landes mischen. Selbst erlitt er Schiffbruch mit seinen Smartphone, als die USA ihm unterstellen, sensible Daten der chinesischen Regierung breitzustellen. Ren, so der Name des Unternehmers, versteht diese Aufrgeung nicht und beteuert, nichts dergleichen zu tun, lächelt aber bei dem Gedanken, dass jeder Boykott bisher einen Innovationschub ausgelöst habe. Zu bedenken sei auch, dass der inländische Markt sehr groß sei, das Potential noch lange nicht ausgeschöpft.
Viele Beispiele aus den Nachrichten der letzten 10 bis 20 Jahre kamen zur Sprache. Entscheidungen, auch aus Deutschland wurden mal aus der anderen, asiatischen Perspektive beleuchtet und so konnte mir das Buch wenigsten in dieser Hinsicht noch mal einen guten Rückblick gewähren.
Nicht einverstanden bin ich mit der Aussage, dass China als erstes und einziges Land rechtzeitig das Coronavirus bekämpft hat. Die Entwicklung des Impfstoffs wurde gar nicht angesprochen, dafür aber die Unerläßlichkeit eines 5G-Netzwerks durch Huawei auch von deutschen Experten dargelegt.
Die Stadt tauchte dann noch kurz beim Thema Chillen und Essen auf, doch da war meine Laune schon im Keller, angefacht auch von zahlreichen kleinen Rechtschreib- und Wortfehlern im Text. Hier war ein echter Wolf im Schaffell unterwegs.