Rezension

Kann ein Affe ein Mensch sein?

Affenbruder - Kenneth Oppel

Affenbruder
von Kenneth Oppel

INHALT: Dieses Buch führt den Leser ins Kanada der 70er Jahre. Hier darf man den anfangs noch 13-jährigen Ben zwei Jahre lang dabei begleiten wie seine Eltern einen Schimpansen bei sich aufnehmen und für ihn sorgen. Zan soll dabei Teil eines wissenschaftlichen Experiments sein, bei dem ihm die Gebärdensprache näher gebracht werden soll. Ziel dessen soll es sein, der Welt zu zeigen, dass auch Tiere dazu in der Lage sein können eine komplexe Sprache zu erlernen. Schnell sieht Ben in dem kleinen Zan nicht nur irgendeinen Affen, sondern vielmehr einen Bruder. Nur bald kommt der Tag, an dem das Experiment nicht mehr fortgeführt werden kann und Zan muss fort. Fort in eine ungewisse Zukunft...

"Aber im Lexikon stand, dass man ein Mensch sein musste, um eine
Person sein zu können. Vielleicht hatte das Lexikon nicht recht."
(S.188)

MEINUNG: Das Buch wird aus der Ich-Perspektive des jungen Teenagers Ben erzählt. Vielleicht hatte ich dadurch etwas Probleme mich direkt in den Schreibstil einzufinden. Immerhin bin ich ein paar Jährchen älter ;) Jugendliche, in dem Alter hingegen sollten sich recht schnell in das Geschehen einfinden, da hier auch jede Menge typische Probleme dieser Altersgruppe angeschnitten werden. Hat man sich erst einmal in die Geschichte eingefunden lässt es sich sehr schnell weg lesen. Die Beziehung zwischen Ben und seinem "Affenbruder" Zan wird authentisch und emotional beschrieben. Anfangs kann Ben ihn noch nicht recht leiden, aber je mehr Zeit er mit dem Babyschimpansen verbringt, desto mehr hängt er an ihm. Auch er arbeitet fleißig daran mit, dass Zan die Gebärdensprache schneller lernt und geht in dieser Aufgabe richtig auf. Gedanken über tiergerechte Haltung, Tierversuche, sowie die Überlegung wie viel "Mensch" in einem Tier steckt oder nicht und vieles mehr verweben sich hier miteinander. Vertieft werden die einzelnen Thematiken nur bedingt, aber dies finde ich in dem Fall nicht einmal tragisch. Ich denke hier hat man wirklich einfach mal wieder ein Jugendbuch, das auch wirklich haargenau für diese Altergruppe zugeschneidert ist. Gerade als Schullektüre könnte ich es mir daher gut vorstellen. Ansätze für zahlreiche Unterrichtsstunden findet man hier genug und so ist es sogar ein Pluspunkt, dass vieles thematisch lediglich angeschnitten und nicht zu sehr vertieft wurde. So bietet der Roman viel Raum, um sich weitere Gedanken zu machen oder auch über einige Aspekte näher zu diskutieren.

Einziger Kritikpunkt: Die Charaktere haben meiner Meinung nach nicht immer logisch gehandelt und rückblickend waren einige Handlungsstränge am Ende auch etwas zu konstruiert.

Trotzdem konnte mich das Buch fesseln und begeistern. Eine schöne Idee, die überwiegend gut umgesetzt wurde.

 

FAZIT: 

Ein schöner Jugendroman, der viel Raum zum Nachdenken bietet. Gerade für Schulklassen wäre es eine geeignete Lektüre, aber nicht nur. Auch ältere Leser, die Tiere lieben und keine Probleme damit haben aus der Sicht eines jungen Teenagers zu lesen können hier zugreifen.