Rezension

kann ein Podcast einen Mord lösen?

Ich hätte da ein paar Fragen an Sie -

Ich hätte da ein paar Fragen an Sie
von Rebecca Makkai

Bewertet mit 4 Sternen

Zum Inhalt: eigentlich hatte Bodie nie vor nach Granby zurückzukehren, denn ihre Jahre dort sind ihr eher negativ behaftet im Gedächtnis geblieben und in Bodies letztem Jahr ereignete sich ein tragischer Mordfall. Aber nun kehrt sie doch zurück, als Lehrkraft, und wird schnell wieder von ihren Erinnerungen eingeholt. Als eine der Studentinnen aus Bodies Kurs einen Podcast über den damaligen Mordfall machen wird, kommt für Bodie wieder alles hoch. Und sie gerät ins Zweifeln, ob damals der richtige für die Tat verurteilt wurde. 

Die Geschichte ist sehr kleinteilig und detailliert erzählt und beschäftigt sich mit den verschiedenen Theorien und Verdächtigen, die Bodie zu dem Mord an ihrer ehemaligen Mitbewohnerin hat. Bemerkenswert finde ich, dass Bodie dabei nicht mal sich selbst als potentielle Verdächtige ausschließt, natürlich hat sie aber einen ganz klaren Hauptverdächtigen, den sie auch immer wieder in imaginären Gesprächen adressiert. Erzählerisch war das nicht ganz so mein Geschmack, passte aber irgendwie zum Buch und zur fast schon manisch obsessiven Protagonistin. 

Spannend fand ich neben dem Cold Case eher, wie sehr Bodies Privatleben die öffentliche Meinung zum Fall und dessen Wiederaufgreifen mitbeeinflusst. Und wie eng verstrickt Bodies Image mit ihrer Glaubwürdigkeit gegenüber der Öffentlichkeit verbunden ist. Das sollte nicht so sein, spielt hier aber immer viel mit rein. Generell werden in diesem Buch einige öffentlichkeitswirksame Themen aufgegriffen, wie unangemessene Beziehungen zu Schutzbefohlenen, PoC, Grooming. Nicht alles davon spielt für den eigentlichen Fall eine Rolle, beeinflusst aber stark die Stimmung im Buch. 

Bodie selbst fand ich irgendwie unnahbar. Das mag daran liegen, wie sie sich selbst und ihre Unierfahrung sieht. Was sie da schildert, wie sich bestimmte Leute ihr gegenüber verhalten haben, ist auch wirklich erschütternd. Insgesamt fand ich Bodies Besessenheit von diesem Fall und von ihrer Mitbewohnerin auch ein bisschen beunruhigend. Aber auch wenn es in dem Fall eigentlich um Thalia geht, so stellt Bodie sich selbst immer in den Mittelpunkt ihrer Erzählung.

Gegen Ende hat mir stilistisch vor allem gefallen, wie Bodie andere Fälle von Gewalt gegen Frauen referenziert und wie erschütternd wenig oft getan wird, um solche Fälle überhaupt aufzuklären. Für mich war das nochmal besonders eindringlich und hat Thalias Fall nochmal zusätzlich emotional aufgeladen. 
Das Buch war besonders durch seine eigenwillige Erzählart und den Detailreichtum vielleicht nicht immer ganz kurzweilig und leicht zu lesen, hat mir aber trotzdem gut gefallen, eben weil es aus der Masse heraussticht.