Rezension

Podcast über die Wahrheit?

Ich hätte da ein paar Fragen an Sie -

Ich hätte da ein paar Fragen an Sie
von Rebecca Makkai

Bewertet mit 4 Sternen

Als Bodie Kane noch am College war, wurde ihre Mitbewohnerin Thalia ermordet und der Täter nach einem Geständnis verhaftet. Heute, mehr als 20 Jahre später, hat sie zwei Kinder, lebt von ihrem Ehemann getrennt und hostet einen True Crime-Podcast. Doch dann wird sie als Dozentin an ihr altes College eingeladen und eine ihrer Studentinnen will sich im Kurs unbedingt mit Thalias Mord beschäftigen. Denn sie ist überzeugt, dass der falsche Täter verurteilt wurde und so setzt sich eine ganze Lawine an Ermittlungen und Verdächtigungen in Bewegung.

„Ich hätte da ein paar Fragen an Sie“ ist der vierte Roman der US-Autorin Rebecca Makkai. Erzählt wird aus Bodies Perspektive in der Ich- und Vergangenheitsform. Besonders ist dabei, dass sie sich dabei an eine bestimmte Person wendet, nämlich Mr. Bloch, ihren damaligen Lieblingslehrer. Außerdem spielt die Protagonistin im Verlauf der Handlung die unterschiedlichsten Szenarien durch, wer Thalia getötet haben könnte und nähert sich so nach und nach der Wahrheit an.

Was die Verurteilung von Thalias Mörder so problematisch macht, ist die Tatsache, dass damals eigentlich immer nur in eine Richtung ermittelt wurde: die des Schwarzen Sportlehrers Omar Evans. Sein Geständnis, scheinbar erzwungen, nahm er nach einigen Tagen zurück, doch es war schon zu spät. Das alles hat Bodie bisher eigentlich nur wenig interessiert, aber als sie gemeinsam mit ihren Student*innen recherchiert, wird sie immer tiefer in den Fall hineingezogen. Doch haben ihre Ermittlungen überhaupt einen Nutzen oder reißen sie nur alte Wunden wieder auf?

Bodie Kane ist eine ungemein unsympathische Hauptfigur. Sie und Thalia waren nie wirklich Freundinnen und wären da nicht gewisse Schuldgefühle, die sie in sich trägt, hätte sie den Fall wohl gar nicht wieder aufgenommen. Zudem präsentiert sie sich oft moralisch überlegen – was jedoch entlarvt wird, als ihr eigener (Noch-)Ehemann in einen Skandal verwickelt wird. Grundsätzlich eine gute Geschichte mit wichtigen Ansätzen (Rassismus, Vorverurteilung, Kritik am True Crime-Format), aber im Ganzen etwas zu lang und konstruiert.