Rezension

Kann man Liebe kaufen?

Die Reise des Guy Nicholas Green - Diana Feuerbach

Die Reise des Guy Nicholas Green
von Diana Feuerbach

Bewertet mit 4 Sternen

Guy Nicholas Green ist 40 Jahre alt und, je nach Auffassung, ein Loser oder ein Lebenskünstler. Er ist mit dem Rucksack unterwegs nach Indien, um einen Guru aufzusuchen, als ihm in Odessa das Geld ausgeht. In einem heruntergekommenen Hostel, wo in erster Linie Heiratstouristen absteigen, wartet er darauf, dass seine Mutter sich erbarmt, ihm Geld zu schicken und stolpert über Jamie, der aus England gekommen ist, um in Odessa seine Traumfrau zu treffen.

Eigentlich liest man hier in erster Linie Jamies Geschichte. Man erfährt etwas über Männer, die mit einiger Naivität im Internet nach ihrer großen Liebe suchen, die Praktiken zweifelhafter Partnervermittlungsagenturen und enttäuschte Hoffnungen.
Aber auch die Hintergründe finden Beachtung. Manch eine ukrainische Schönheit zwingt die Not, zahlungskräftige Männer auszunutzen. Und ein wenig fragt man sich auch: sollte Dummheit nicht bestraft werden?

Der Schreibstil ist unglaublich. Schön, bildhaft, originell, dezent humorvoll, allerdings auch unglaublich weitschweifig. Eigentlich ist das Lesen ein Vergnügen, aber oft ufern die Beschreibungen aus, bis sie enervierend sind. Wenn beispielsweise Guys Verhältnis zu seinem Vater beleuchtet wird, muss man auch ausführlichst dessen musikalische Vorlieben und beruflichen Werdegang über sich ergehen lassen. Das ist sehr schade, weil man anfängt Passagen zu überfliegen, die man in gestraffter Form genossen hätte.

Deshalb kann ich dieses eigentlich schöne Buch nur bedingt empfehlen. Ich werde allerdings die vielversprechende Autorin im Auge behalten.